Schlechtes Betriebsklima

Mit außergewöhnlichen Gegnern bekam es die Militärpolizei in São Paulo zu tun. Bei Zusammenstößen mit tausenden Zivilpolizisten wurden mehr als 30 Menschen verletzt. Die Zivilpolizei des Bundesstaats São Paulo befindet sich seit einem Monat im Streik, die Beamten fordern eine Gehaltserhöhung von 15 Prozent. Am Donnerstag der vergangenen Woche versuchten in São Paulo rund 3 000 Zivilbeamte, zum Sitz des Landesgouverneurs José Serra zu marschieren, um ihren Gehaltsforderungen Nachdruck zu verleihen und direkte Verhandlungen zu erzwingen. Empfangen wurden sie dort von Eliteeinheiten der Militärpolizei, die die Menge gewaltsam daran hinderte, zum Gebäude vorzudringen. Es folgten stundenlange Auseinandersetzungen, bei denen die uniformierten Beamten Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschosse gegen ihre Kollegen in Zivil einsetzen.
Der sozialdemokratische Gouverneur Serra meinte in einer Stellungnahme nach den Unruhen, dass unter den Demonstranten nicht nur Zivilpolizisten, sondern auch Gewerkschafter und Angehörige von Oppositionsparteien gewesen seien. Diese hätten versucht, die Kundgebung politisch auszunutzen. Außerdem warf er den streikenden Polizisten vor, bei der Demonstration bewaffnet gewesen zu sein und damit zur Eskalation beigetragen zu haben. »Man kann nicht bei Kundgebungen Waffen tragen, die zur Bekämpfung von Verbrechern vorgesehen sind. Eine bewaffnete Bewegung ist illegal«, sagte Serra. Vertreter der streikenden Zivilbeamten sowie des Gewerkschaftsdachverbands CUT wiesen die Vorwürfe des Gouverneurs zurück und machten ihn für die Unruhen verantwortlich. Serra erklärte, er sei zu Lohnverhandlungen bereit. Die Beamten müssten ihren Streik jedoch vorher beenden.   jg