Zahlen oder absitzen

Mit zwei Schuld- und sieben Freisprüchen hat in der vorigen Woche ein Prozess gegen Verantwortliche eines Giftmüllskandals geendet. Der Chef einer ivorischen Müll­entsorgungsfirma wurde von einem Schwurgericht in Abidjan zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ein Vertreter einer Reederei, die ebenfalls an dem Skandal beteiligt war, muss für fünf Jahre hinter Gitter.
Es war ein Giftmüllskandal ungeheuerlichen Ausmaßes, der vor zwei Jahren die Côte d’Ivoire erschütterte. Im August 2006 lief ein von der transnationalen Ölfirma Trafigura gechartertes Schiff in den Hafen der westafrikanischen Millionenstadt Abidjan ein. An Bord hatte es 528 Kubikmeter hochgiftigen Müll aus der Erölverarbeitung, der von der Firma Tommy illegal an 17 Plätzen unter freiem Himmel abgeladen wurde. An den Folgen dieser Umweltvergiftung starben 17 Menschen, mehr als 100 000 mussten ärztlich behandelt werden. Viele Beobachter des Prozesses waren mit diesem Ausgang nicht zufrieden. Kritisiert wurde vor allem, dass die Rolle des Ölkonzerns in dem Verfahren nicht untersucht wurde. Im Jahr 2007 hatte sich Trafigura in einem außergerichtlichen Abkommen mit der ivorischen Regierung zu einer Zahlung von 152 Millionen Euro bereiterklärt. Die Regierung versicherte, alle Ermittlungen gegen den Konzern einzustellen. Als Schuldeingeständnis wollte Trafigura die geleisteten Zahlungen allerdings nie verstanden wissen. Das Unterneh­men behauptet, alle internationalen Verträge eingehalten zu haben. Die Zahlung sei keine Entschädigung, doch habe man der betroffenen Bevölkerung helfen wollen. Tausende Opfer bereiten derzeit eine Sammelklage gegen den Ölkonzern vor. In Großbritannien, wo sich einer der Firmensitze befindet, könnte bereits nächstes Jahr ein Prozess beginnen.   jg