»Früher waren Marx-Büsten beliebt«

An den Universitäten gibt es wieder Marx-Lesekreise. »Das Kapital« soll Pressemeldungen zufolge häufiger verkauft werden. Ist Marx zurück, rechtzeitig zur Krise? Elisabeth König vom Karl-Marx-Haus in Trier gibt Auskunft.

Kommen derzeit mehr Besucher zu Ihnen als sonst?

Die Besucherzahlen sind vergleichbar mit denen der Vorjahre.

Hat sich der Absatz im Museumsshop verändert?

Der Shop läuft gut. Magnete, Buttons, Pins – alles unter fünf Euro wird gern genommen. Die teuren Artikel werden aber nicht mehr so häufig gekauft. Früher waren Marx-Büsten beliebt, die zwischen 18 und 150 Euro kosten. Zurzeit halten sich die Leute da zurück. Wir haben auch einen Marx-Siebdruck für 50 Euro, so ein bisschen wie von Andy Warhol. Sieht witzig aus, verkauft sich aber nicht.

Haben Sie Pläne, die Krise zugunsten Ihres Hauses zu nutzen?

Wir machen eine Studentenaktion namens »Karl Marx für kleines Kapital«. Sie läuft bis Ende Februar. Trierer Studenten haben neben einer kostenlosen Führung noch die Möglichkeit, für einen Euro ins Museum zu gehen.

Ist Ihrer Meinung nach »Das Kapital« die richtige Lektüre in der Krise?

Wer es kauft, liest es nicht unbedingt. Es steht im Regal, die richtigen Stellen werden ausgesucht, und man kann ein wenig mitreden, wenn diskutiert wird.

Ist Marx also doch nicht so gefragt, wie man anhand mancher Schlagzeilen denken könnte?

Doch. Beatrix Bouvier, die Leiterin des Hauses, befindet sich gerade in Shanghai an der Parteihochschule. Wir erhalten hier die ganze Zeit Anrufe von chinesischen Stellen. Die wollen Bilder oder auch Erläuterungen zur derzeitigen Wirtschaftskrise und zu ihren Folgen für den asiatischen Raum haben.

Die chinesische Regierung ersucht in Trier um Rat?

Die Regierung nicht direkt. Aber das Generalkonsulat ist gleich um die Ecke. Die gehen hier ein und aus.