Qualitätshumor

Schon wieder eins dieser Bücher über eine schlimme Jugend mit Außenseiterstatus in der Provinz. Er heißt Oliver Polak, wächst in Papenburg auf, schlägt die Zeit bis zum Abi mit Skateboarden, Comics, Selbstbefriedigung tot, wird Showpraktikant bei Stefan Raab und blickt mit 30 zurück. Er hatte keine böse Akne, war auch nicht Unterschicht; was ihn zum Außenseiter machte, ist sein Judentum. Weihnachten gab’s nicht, dafür misstrauische Fragen der anderen Papenburger, und, auch das war anders, seine Familie war nicht mehr komplett, die Großeltern wurden in Buchenwald ermordet.
Polak, inzwischen in Berlin-Mitte angekommen und auch als erster jüdischer Stand-up-Comedian in Deutschland nicht mehr aufzuhalten, leistet echte Pionierarbeit. Dort, wo es um die üblichen Pubertätserfahrungen geht, ist das Buch zwar etwas schwatzhaft, richtig gut hingelangt wird aber, wenn es ums gesellschaftlich große Ganze geht, z. B. um die Dimensionen des Klingelschilds des Zentralrats. Apropos: Er wisse ja nicht, was die Konkurrenz vom Zentralrat der Sinti und Roma den ganzen Tag eigent­lich so treibt, wenn »Zigeunerschnitzel« noch immer auf jeder deutschen Speisekarte stehen, »Judenhaxen« hingegen nicht. Denn merke: »Was Brigitte Bardot für die Robben, ist der Zentralrat für uns Juden.«
Womit dann auch die Frage beantwortet wäre, ob diese Sorte Witz von rechts adaptiert werden kann. Nein, Polaks Witze sind nicht nur gut, sie beziehen auch einen Standpunkt.

Oliver Polak: Ich darf das, ich bin Jude. Kiwi, Köln 2008, 187 S., 8,95 Euro