Autos sind großartig

Autonom statt Bahn-Opfer!

Autos machen unabhängig. Vor allem aber gibt es keine humane Alternative.

Um die Wichtigkeit dieses Diskussionsbeitrags zu betonen, müssten nun eigentlich Begriffe wie »gesellschaftliche Relevanz«, ein, zwei Zitate französischer Philosophen und ganz viele großartige Fremdworte folgen. Folgen aber nicht. Wer nachts lieber allein zu Fuß durch dunkle Innenstädte geht oder einsam an zugigen U-Bahn-Stationen wartet, wird vermutlich auch durch solche Zutaten nicht davon überzeugt werden können, dass es ausgesprochen bequem, sicher und komfortabel ist, Auto zu fahren. Und wer gern Bahn fährt, der wird dies vermutlich auch nach der Lektüre dieses kleinen Plädoyers für das KFZ weiter tun.
Was daran liegen könnte, dass er nicht raucht. Denn während sich alle Welt mit den Auswirkungen der Anti-Raucher-Gesetze auf Kneipengeher und Restaurantbesucher beschäftigt, kommt das strikte Rauchverbot in Zügen und auf Bahnhöfen bedauerlicherweise in kaum einer Diskussion vor. Stundenlang irgendwo eingesperrt zu sein, ohne Chance auf eine Zigarette, ist für richtige Raucher ein Albtraum, weswegen sich die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel eigentlich von selbst verbietet.
Aber Autofahren bedeutet nicht nur, ungehemmt rauchen zu können, es bedeutet auch, nicht abhängig zu sein von mitgebrachten, bereits nach einer Stunde leicht wellig gewordenen Stullen oder vom teuren Was-die-Bahn-unter-Essen-versteht, sich unterwegs irgendwas an­gucken zu können, wenn einem danach ist, und, ganz wichtig: Musik zu hören ohne blöde Ohrstöpsel. Plus: sich seine Mitreisenden aussuchen zu können, auch nach Hygiene-Kriterien. Stinkende Sitznachbarn sind nämlich nichts, wofür man viele Euros bezahlen möchte, eigentlich.
Am erstaunlichsten – und nervigsten – ist jedoch, wie ungehemmt selbst Menschen, die normalerweise so sehr auf ihre Privatsphäre bedacht sind, dass sie es strikt vermeiden, im Internet auch nur das kleinste persönliche Detail preis­zugeben, im öffentlichen Nah- und Fernverkehr ihre Mitreisenden mit intimsten Einzelheiten ihres Lebens belästigen.
Wer Spaß daran hat, fremder Leute Handygespräche mitanzuhören und alles über den Freundeskreis einer bis dato vollkommen unbekannten Person, inklusive ausgiebiger Erörterungen, wer sich zuletzt mit wem ganz furchtbar betrunken und anschließend – das muss jetzt aber echt unter uns bleiben – wen betrogen hat, für den ist Zugfahren ein absolutes Muss. Auch Menschen, die es schätzen, wenn nur wenige Zentimeter von ihnen entfernt in der Nase gebohrt (und das Hervorgeholte anschließend von allen Seiten betrachtet) wird, sind bei der Deutschen Bahn bestens aufgehoben. Freunde aufgedrängter Gespräche, selbstherrlich auftretender Amtspersonen und lauter Fußballgesänge werden sich in Zügen heimisch fühlen. Wobei es im letzten Fall nicht schadet, wenn sie es auch toll finden, von kleinen Kotzebröckchen getroffen zu werden, denn schließlich ist die Gabe, rechtzeitig eine Toilette zu erreichen, nicht jedem Betrunkenen gegeben, schon gar nicht, wenn die Neigungswinkel von ICE und Trinker unterschiedlich ausfallen.
Und die Aussicht? Der wundervolle Blick auf Landschaften, Städte, Felder, Wiesen? Scheiß auf die Aussicht. Aussicht aus Fenstern, die sich nicht öffnen lassen, um lässig den Ellbogen hinauszuhängen, zählt sowieso schon mal nicht. Und Aussicht aus Fenstern, an denen vielleicht nur Viertelstunden zuvor ein Kind mit Halsentzündung aus purer Langeweile geleckt hat, zählt schon mal gleich doppelt gar nicht.