Weihnacht am Strand

Weiße Weihnacht, Idylle mit der Familie daheim, Kaminfeuer, Gänsebraten, Tannenbaum. Wir freuen uns jetzt schon drauf. Das Cover von »Party Time In The Tropics« von Byron Lee and the Dragonaires, einer Zusammenstellung von Christmas-Rocksteady-Nummern aus den frühen Siebzigern, sieht ganz nach diesem Kitsch­ideal aus: happy amerikanische Familie vor Kunstschnee als Postkartenmotiv, kein Russe weit und breit. Was aber hat das mit der versprochenen »Party Time In The Tropics« zu tun? Eher gar nichts. Die findet dafür auf der Rückseite der CD statt, auf der man einen Weihnachtsmann in Badehose sieht, der mit ein paar Bikini-Mädchen am Strand herumtollt. Die Bild­sprache will wohl fragen: Lieber Weihnachtsmann, wenn du die Wahl hättest, mal ehrlich, wo wärst du lieber, im amerikanischen Fotostu­dio oder unter der Sonne in den Tropen? Oder: Aus der amerikanischen Weihnacht wird in Jamaica ganz offensichtlich die viel geilere Party, mit der besseren Musik natürlich sowieso.
Byron Lee, einer der ganz Großen des Reggae, der erst vor kurzem verstorben ist und dessen Werk nun nochmals durchleuchtet wird, verstand eben einfach etwas davon, selbst aus dem ödesten Song einen astreinen Rocksteady-Schunk­ler zu basteln. »Winter Wonderland Reggae«, »Christmas Soca Party«, so heißen die Stücke auf dieser Compilation, die eindeutig zu den besseren Weihnachtsplatten gehört, die man bekommen kann.

Byron Lee and the Dra­gonaires: Christmas Party Time In The Tropics (VP)