Weihnachten bis Februar

Der mit der Fliege? Ja genau, der mit der Fliege. Wenn einem der Name Karl Lauterbach etwas sagt, dann das. Nicht allzu viele Menschen in diesem Land dürften sich daran erinnern, dass der Gesundheits- und Sozialpolitiker Mitglied der so genannten Rürup-Kommission war, die versuchte, uns um unsere Rente zu bringen, das aber hübsch zu formulieren.
Vorige Woche schlug Karl Lauterbach vor, der Staat solle allen erwachsenen Bürgern 500 Euro schenken, die sie innerhalb von zwei Monaten auszugeben hätten. Während der Vorschlag hitzig diskutiert wurde und Politiker sich beinahe vollzählig dazu veranlasst sahen, dem Vorschlag zuzustimmen oder ihn abzulehnen, weil in der Krise offenbar alles möglich scheint, geriet der Urheber, der bescheidene Mann, bereits wieder in Vergessenheit. Das hat er nicht verdient, verbreitete er doch so viel Freude.
»Wir kaufen die Spülmaschine von einem unserer Konsumgutscheine«, beschloss das Plenum eines Kreuzberger Hausprojekts. »Einen Beamer, endlich einen Beamer!« freute sich einer, während eine andere verzweifelt versuchte, im Kopf eine Liste von Wunschbüchern im Wert von 500 Euro zusammenzustellen. »Das ist jetzt auch nicht soviel«, beschwerte sich ein Dritter, studierte dann aber doch gleich die Angebote der Billigfluggesell­schaften.
Undankbare Nörgler kritisierten die Zuzahlung von 200 Euro oder verbreiteten das Gerücht, die Ausgabe der Konsumgutscheine sei bloß ein Trick, um an Daten für die geplante Volkszählung zu kommen. Harte politische Urteile fielen. Aber kann so schlecht sein, was Roland Koch als »geradezu verrückt« bezeichnet?
Egal, die Freude war ohnehin schnell wieder vorbei. Aber irgendwie war es doch schön. Für eine kurze Zeit schien es, als könne Weihnachten diesmal bis Februar dauern. Oder als würde man einen Jackpot knacken, bloß einen sehr kleinen. Und das verdanken wir Karl Lauterbach.