Window of Opportunity

»Das hätten wir nicht erwartet«, sagte Melvin Maclin, Gewerkschafter und Angestellter der Firma Republic Windows and Doors. »Wir haben erwartet, ins Gefängnis zu gehen.« Das Management hatte in der vergangenen Woche die Schließung des Unternehmens angekündigt, verantwortlich sei die Bank of America, die keine Kredite gewähren wolle. Am Freitag voriger Woche besetzten 200 der 240 Entlassenen den Betrieb in Chicago. Republic Windows and Doors habe nicht die gesetzlich vorgeschriebene Kündigungsfrist von 60 Tagen eingehalten und sei den Beschäftigten Löhne und Prämien schuldig geblieben, sagte Leah Fried von der Gewerkschaft United Electrical Workers: »Ich hoffe, dies ist der Beginn einer wirklichen Bewegung der Gegenwehr.« Von einer Räumung spricht derzeit niemand, und mit den Besetzern solidarisierten sich nicht nur Gewerkschafter und Linke. »Ich denke, sie haben absolut recht«, sagte Barack Obama am Sonntag. Rod Blagojevich, der demokratische Gouverneur von Illinois, drohte, die Geschäftsbeziehungen des Bundesstaats zur Bank of America abzubrechen, wenn diese nicht »etwas von den Steuergeldern nimmt, die sie erhalten hat, um der Firma den benötigten Kredit zu geben«. Die Bank erhielt 25 Milliarden Dollar aus dem Rettungspaket, rund fünf Millionen würde Republic Windows and Doors benötigen.
Die Solidarisierung des demokratischen Establishments deutet darauf hin, dass Obama tatsächlich eine Art New Deal anstrebt. Sie soll wohl auch verhindern, dass Aktionen dieser Art und der Unmut über den bailout zu einer Radikalisierung führen. Denn in den USA wird relativ selten gestreikt wird, kommt es jedoch zum Arbeitskampf, wird er meist härter geführt als in Europa. Und trotz der Obamania wollen viele Amerikaner offenbar nicht auf den Retter aus dem Weißen Haus warten.   js