Bleibt kalt!

Kalt ist es geworden um den letzten linken Studenten herum. Der, der sich noch immer Kommunist nennt, meldet sich nicht. Der Radikalste lässt sich nicht mehr im Infoladen blicken. Die neue schönste Studentin gibt keine Signale. Ohne Signale aber: keine Aussagen. Ohne Aussagen wiederum: keine Gewissheit. Ohne Gewissheit wiederum: keine Liebe. Und ein Leben ohne Liebe wiederum: ist fast wie ein Leben ohne Revolution. Nämlich: dämlich!
Das heißt: der letzte linke Student muss ohne Liebe leben. Das heißt auch: er darf die neue schönste Studentin nicht mehr ansehen. Damit: er nicht in Versuchung gerät.
Ach, dieser Winter! Ach, diese Kälte! Winter und Kälte machen alles kaputt. Doch: kaputt darf man nicht sein. Denn: das Wichtigste, die Revolution, die braucht heile Menschen. Menschen: die kämpfen können. Die mit ihren Gewehren alles in Ordnung bringen. Und: Ordnung bringen. Ordnung: in das diffuse Chaos, das der Kapitalismus angerichtet hat. Daher schreibt der letzte linke Student in sein besonderes Notizbuch: »Die Liebe ist mir nicht erlaubt. Und ich darf sie mir auch gar nicht erlauben, denn die Liebe ist warm und zart und fast schwul. Der Kämpfer aber muss kühl bleiben, denn nur wer kühl ist, kann kaltblütig sein und wird sich nicht von Gefühlen verwirren lassen. Nur so kommt die Revolution. Und wenn die neue schönste Studentin nicht mir gehören will, dann wird sie eben an die Laterne gehängt.« Das schreibt der letzte linke Student. Doch dann: streicht er den letzten Satz ganz doll durch. Denn: der hat nichts im besonderen Notizbuch zu suchen. Ins Tagebuch aber, da wird er ihn hineinschreiben. Und auch wir sollten immer genau wissen, was hierhin gehört und was dorthin!