Der Pantoffelheld von Bagdad

In einem freien Land dürfen ruhig einmal die Fetzen fliegen, ohne dass gleich alle sauer werden. Vergangenen Sonntag flog ein Schuh auf den noch amtierenden amerikanischen Präsidenten George W. Bush, als dieser eine Pressekonferenz während seines letzten offiziellen Besuchs im Irak abhielt. Der scheidende Präsident konnte sich noch rechtzeitig bücken und nannte, als er wieder auftauchte, lediglich die Schuhgröße. »Das ist, was in freien Gesellschaften geschieht«, kommentierte Bush lapidar den Schuhwurf. Indes wurde der Schuhwerfer, der Journalist Muntaser el Saidi, zum Helden des antiamerikanischen Widerstands. Über 50 Anwälte haben sich bereit erklärt, el Saidi vor Gericht zu verteidigen, Tausende Iraker demonstrierten in Bagdad für dessen Freilassung. Der libysche Präsident Muammar al-Ghaddafi will ihm gar den »Orden für Mut« verleihen. Dabei symbolisiert der irakische Schuh Anfang und Ende der Ära Bush im Irak. Als die amerikanischen Truppen 2003 Bagdad erobert hatten, gab es Dutzende Szenen, in denen Iraker die gestürzte Statue Saddam Husseins oder Plakate und Bilder mit dessen Konterfei mit Pantoffeln und Sandalen traktierten.   da