Ganz klar Guantánamo

Wenn sich beim Betrachten der Kulisse einer Unterhaltungsshow als erstes Assoziationen zu einem berüchtigten Gefangenenlager einstellen, dann hat die Sendung ein Problem.
Nun ist es ja nicht so, als habe »Big Brother« nicht sowieso schon Probleme genug. Die Zeiten, in denen das Leben der Containerbewohner die Nation in Atem hielt, sind schon sehr lange vorbei. Die Kandidaten – eine langweilige Mischung aus Fitnessstudio-Deppen, Promotern, Diskotussen und allem, was sonst noch so mangels irgendwelcher Talente die Teilnahme an »Big Brother« als einzige Chance auf Ruhm oder wenigstens Geld sieht – sind in aller Regel doof und öde. Die Lebensbedingungen und Wettspielchen, über die sich während der ersten Staffel die Nation noch erregte, sind nichts Besonderes mehr. Immerhin: Rund eine Million Zuschauer täglich, so die Quote der letzten Staffel, scheinen auszureichen, um mit dem Format Geld zu verdienen. Und deswegen ist jetzt nun eben auch »BB 9« gestartet.
Oder, genauer: »BB Guantánamo«. Denn der Bereich, in dem die eine Hälfte der Kandidaten leben muss, sieht aus wie ein Gefangenenlager, verschärft noch dadurch, dass die dort unter­gebrachten Kollegen im schön eingerichteten Luxusbereich Frondienste leisten und Gefängniskleidung tragen müssen.
Für den Zuschauer war bereits die Einzugs-Show Folter: Die üblichen doofen Kandidaten plus extrem dümmliche Spielchen, die direktemang aus der Dschungel-Show geklaut waren, sind einfach zu viel. Möchte man einer unbedarften Blondine dabei zugucken, wie sie ihren Kopf in eine Schüssel mit Maden hält oder Tieraugen isst? Möchte man nicht, auch dann nicht, wenn eine gewisse Chance besteht, dass die dumme Frau zur Strafe für etwaige nicht bestandene Mutproben nach Guantánamo kommt.