»Das klingt sehr nach Vatikan«

In der vergangenen Woche veröffentlichte die Vatikanzeitung Osservatore Romano neue Erkenntnisse zur Anti-Baby-Pille: Nach Ansicht von Pedro Castellvi, Präsident des Internationalen Verbands der katholischen Medizinervereinigung, sorge das Medikament für Sterilität unter Männern. »Tonnen von Hormonen«, die über die Ausscheidungen von Frauen in die Umwelt gelangten, seien ein entscheidender Grund für die abnehmende Spermienzahl. Ein Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin gibt eine kurze Einschätzung ab.

Gehen Mediziner diesem Problem tatsächlich nach?
Es gibt Wissenschaftler, die ein Problem sehen, andere halten das für vernachlässigbar. Da gibt es zwei Meinungen, aber die große Mehrheit geht davon aus, dass das Problem nicht besteht.

Gibt es denn Untersuchungen in der Sache?
Da benötigt man Langzeituntersuchungen, um zu einem fundierten Urteil zu kommen. Da müssten Reproduktions-, Umwelt- und andere Fachmediziner mitarbeiten. Ich weiß nicht, ob der Vatikan solche Untersuchungen in den vergangenen Jahrzehnten betrieben hat.

Könnten die Hormone in der Pille über Umwege Männer unfruchtbar machen?
In der Pille befinden sich synthetische Östrogene, die eine längere Halbwertszeit haben. Wegen ihnen funktioniert die Pille, sie werden teilweise auch ausgeschieden. Dass sie sich im Trinkwasser oder in der Umwelt in einer Dosis sammeln, die Männer durch die Aufnahme unfruchtbar macht, halte ich für sehr weit hergeholt. Das klingt sehr nach Vatikan.

Aber wenn diese Hormone wirklich Männer unfruchtbar machen könnten, dann gäbe es theoretisch ja schon die Pille für den Mann.
Ganz so einfach ist es nicht. Bei einer funktionierenden Pille für den Mann würde man sicher einige Nebeneffekte vermeiden wollen, die bei der Aufnahme dieser Hormone entstünden.