Denkt gut!

Der letzte linke Student ist wohlgemut. Ja, der letzte linke Student ist sogar heiter. Und das: obschon der letzte linke Student allen Grund hätte, verbittert zu sein. Denn: der letzte linke Student hat keine Liebe. Und keine Freunde: hat er obendrein. Und dann ist: Jahreswechsel. Ein Jahreswechsel: bringt Fragen mit sich. Genauer: eine Doppelfrage. Die Doppelfrage lautet: soll ich mich umbringen oder nicht?
Doch in diesem Jahr: gilt die Doppelfrage nicht. Sie ist: obsolet. Zwar: erwies auch dieses Silvesterfest, dass Einsamkeit zerstörerisch ist. Zerstörerisch: für Geist und Seele. Aber: andererseits gibt es Aufbaunahrung. Aufbaunahrung: ebenfalls für Geist und Seele. Denn: dieses Jahr wird ein schlechtes Jahr. Ja: dieses Jahr wird sogar ein unvorstellbar schlechtes Jahr. Weil: der Bankrott droht allerorten. Der letzte linke Student weiß: schlechte Jahre sind gute Jahre. Das ist nicht einfach nur: dialektisch gedacht. Das besagt auch: die Geschichte. Heißt: im schlechten Jahr geht es der Linken gut. Bekanntlich: merkt der Prolet im schlechten Jahr erst, dass er ein Prolet ist. Daher steht bereits im besonderen Notizbuch: »Das Jahr wird schlecht, die Stimmung auch – nutzen wir die Krise! Indem wir die Stimmung noch schlechter machen und die Wirtschaft noch kaputter. Dann kommt die Revolution quasi wie von selbst.« Jetzt muss der letzte linke Student nur noch herausklügeln, wie die Wirtschaft noch kaputter gehen kann. Doch das: ist ein Kinderspiel. Zumindest dann: wenn man links ist. Jeder Linke nämlich: hat das ökonomische Wissen ja in der Tasche. Nur: an der schlechten Stimmung hapert’s meistens. Doch diesmal: nicht. Der letzte linke Student ist daher: wohlgemut. Und auch wir sollten uns freuen, denn alles wird schlecht!