Lizenz für Atomic Anne

Das neue Jahr fängt gut an für Anne Lauvergeon, die in Fachkreisen auch »Atomic Anne« genannt wird. Wegen mehrerer Störfälle war der von ihr geführte französische Nuklearkonzern Areva 2008 ungewohnter Kritik aus­gesetzt (Jungle World 32/08), doch die Regierung des Niger stört das offenbar nicht. In der vergangenen Woche wurde in der Hauptstadt Niamey ein Vertrag unterzeichnet, der Areva die Ausbeutung der Uranvorräte in Imouraren ­ermöglicht. Dort soll die zweitgrößte Uranmine der Welt gebaut werden, das Projekt kostet 1,12 Milliarden Euro. Niger ist derzeit der drittgrößte Uranproduzent der Welt, wenn die neue Mine in Betrieb genommen wird, überholt das Land Australien und steht nur noch hinter Kanada zurück. Die Regierung hält einen Anteil von 33,35 Prozent an der Mine.
Für die Folgekosten wird Areva wohl nicht aufkommen. Beim Uranbergbau werden radioaktive Gase frei, überdies fällt bergehoher strahlender Abraum an. Areva betreibt bereits Uranminen im Niger. Die französische NGO Criirad stellte im Jahr 2003 fest, dass der Abraum ungenügend gesichert werde, radioaktive Gase ungefiltert ausgestoßen, die Kontraktarbeiter nicht über die ­Risiken informiert würden und die Bevölkerung kontaminiertes Wasser trinke. Überdies sei es fragwürdig, wenn der Konzern den Geburtenrückgang in der Region mit der nachlassenden sex­uellen Aktivität der Bevölkerung erkläre. Nigerische NGO protestieren gegen den Uranabbau, der Mouvement des Nigériens pour la Justice (MNJ), eine in der Region aktive Guerillagruppe, scheint hingegen vor allem an einem Anteil an den Einnahmen interessiert zu sein. Im vergangenen Jahr entführte die MNJ kurzzeitig vier Angestellte des Konzerns, betonte jedoch, sie habe »nichts gegen Areva oder andere ausländische Konzerne«. Allerdings möchte die MNJ 30 Prozent der Einnahmen.   js