Böse Welt, Teil III

Die große Dürre

Das »Jahr der schlechten Nachrichten« (Angela Merkel) hat begonnen. Böse Welt, Teil III

Im vergangenen Jahr haben sich die Menschen arg darüber gewundert, was alles zum Spekulationsobjekt werden kann. Konnte man beim Benzin immerhin noch eine objektiv feststellbare Verknappung ausmachen – das Öl wird weniger, der Rohstoff kostbarer und teurer –, konnte beim Erdgas niemand mehr so ganz folgen. Denn wieso ist der Gaspreis an den des Öls gekoppelt? Damit er oben bleiben kann, sobald der Ölpreis wieder fällt, das war die Erkenntnis.
Deutschland ist ein Mietwohnungsland, die Eigenheimquote ist fast nirgends in Europa so niedrig wie hierzulande. Deswegen spricht man bei steigenden Nebenkosten auch von der »zweiten Miete«: Bald werde sie so hoch wie die Nettokaltmiete sein, also das, was man eigentlich für die Nutzung der gemieteten Räume bezahlen müsse, warnt nicht nur der Mieterverein.
Ein weiterer Nebenposten könnte dieses Jahr äußerst ärgerlich werden: der Preis für das Wasser. Den Kommunen steht, haha, das Wasser bis zum Hals – sie versinken in Schulden, das war nicht nur der Tenor auf dem vergangenen Städtetag. Und die EU drängt seit langem auf eine ­»Liberalisierung« der Wasserwirtschaft. Im Zuge dessen wird sie die so genannte Wasserpreisbindung aufheben. Zudem gelten etwa in Deutschland besondere Regeln: Im Gegensatz zu Strom und Gas darf Wasser im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Kunden bisher nicht abgestellt werden.
Die wenigsten wissen, dass das Ende der Preisbindung eine Bedingung für die Aufnahme der zehn neuen EU-Staaten im Rahmen der ­Ost­-Erweiterung war. Auch die Länder, die schon in der EU waren, haben sich diesen Schritt verordnet. Zum 31. Juli wird es soweit sein.
So kommt eine ganze Menge auf uns zu dieses Jahr. Denn auch wenn in vielen Ländern ein »Minuswachstum« zu verzeichnen sein sollte, werden die riskanten Spekulationsgeschäfte neu organisiert. Da aber das Geld schon auf beinahe alle erdenklichen Arten vermehrt wurde, bleiben nur noch die öffentlichen Güter: Denn sie werden immer benötigt und garantieren damit eine stabile Rendite.
Wenn nun das Wasser zum Spekulationsobjekt wird, dürfte das erhebliche Folgen haben. Eine davon ist die Wasserknappheit. Denn wenn die Wasserindustrie privatisiert wird, werden einige wenige Konzerne für die Lieferung zuständig sein. Und eben auch fürs Abdrehen. So könnte dieser Rohstoff auch in Deutschland ausgehen, einer der wasserreichsten Gegenden der Welt.
Besonders betroffen von einem möglichen Preis­anstieg wären ärmere Menschen, die unter Umständen die Kosten für das Trinkwasser nicht mehr aufbringen könnten. Bisherige Beispiele haben gezeigt, dass Preissteigerungen um 15 Prozent in einem Jahr möglich waren.
Waschen kann man sich ja immer noch im Fluss, werden manche sagen. Aber auch über die Privatisierung des Zugangs zu Wasserstraßen und Seen wird schon nachgedacht. Als Vorbild kann der Ostseestrand gelten: Dort werden seit langem in großem Stil ganze Strandzonen abgesperrt. Entweder man ist Hotelgast oder bleibt draußen. Das Vorbild ist das Ostseebad Heiligendamm. Und die Höhe der »zweiten Miete«, die dürfte demnächst die erste übertreffen.