Ende einer Flucht

Die Entscheidung der brasilianischen Regierung über die Zukunft von Cesare Battisti kam unerwartet. Der italienische Krimischriftsteller, ehemaliges Mitglied einer bewaffneten linken Gruppe der siebziger Jahre, wird nicht nach Italien ausgeliefert und bald aus dem Gefängnis entlassen, in dem er seit 2007 sitzt. Battisti war 2004 abgetaucht, nachdem er in Frankreich verhaftet worden war und ihm die Auslieferung nach Italien drohte. Die italienische Justiz hatte Battisti im Jahr 1987 in einem höchst fragwürdigen Prozess wegen zweier Morde in Abwesenheit zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Diese Strafe müsse er noch komplett absitzen, sagen die italienischen Behörden, ein Recht auf einen neuen Prozess habe er nicht. Sowohl in Frankreich als auch in Brasilien hätte Battisti ein Anrecht darauf, dass der Prozess in seiner Gegenwart neu aufgerollt wird, denn in beiden Ländern ist die rechtskräftige Verurteilung in Abwesenheit unzulässig. In Italien sieht es anders aus. Eine Auslieferung würde für ihn wohl bedeuten, sein restliches Leben in einer Gefängniszelle zu verbringen. Der brasilianische Justizminister Tarso Genro begründete seine Entscheidung vergangene Woche mit »fundierten Befürchtungen«, Battisti könne in Italien wegen seiner politischen Ansichten verfolgt werden.
Die Empörung über die Entscheidung der brasilianischen Regierung war groß in Italien. Denn seit 2004 scheiterten verschiedene italienische Regierungen daran, den ehemaligen Staatsfeind nach Hause zu holen und ihn ins Gefängnis zu stecken. Nicht nur hat Battisti nie Reue gezeigt, er erklärt sich bis heute sogar für unschuldig, deshalb gilt er für die staatlichen Verfolger sowie für einen großen Teil der Öffentlichkeit als ein Terrorist der besonders schlimmen Sorte. Deshalb setzt der Staat alles daran, dass er seine Strafe endlich absitzt.   fm