Gescheiterte Mission

Warlords haben keine Freunde, sondern nur Geschäftspartner, deren Interessen sich ändern können. Das hatte der kongolesische Milizenführer Laurent Nkunda wohl vergessen, als er sich in den Nachbarstaat Ruanda begab, dessen Regierung ihn unterstützt hatte. Am Donnerstag der vergangenen Woche wurde Nkunda in der Ortschaft Bunagana festgenommen, der 41jährige Warlord steht im ruandischen Gisenyi unter Hausarrest.
Laurent Nkunda war auch ein erfolgreicher Geschäftsmann, er handelte früher mit Käse, doch erwies sich der Verkauf von Rohstoffen aus den von seinen Truppen kontrollierten Gebieten als lukrativer. Er war ein Warlord mit einer Mission, ein christlicher Sektenpriester der Pfingstadventisten, der sich selten ohne einen zepterähnlichen Stock, auf dem ein Adler thronte, in der Öffentlichkeit sehen ließ. »Mit Gottes Hilfe« wollte er in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa einrücken und die Regierung stürzen. Bei der Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten half Gott ihm offenbar nicht. Nkunda rechtfertigte seinen Kampf mit der Notwendigkeit, die Tutsi vor der FLDR schützen zu müssen, einer Bewegung von Hutu-Extremisten, die am Genozid von 1994 in Ruanda beteiligt und nach ihrer Niederlage in den Ostkongo geflohen waren. Doch er wird für zahlreiche Massaker verantwortlich gemacht. Auch den Weg nach Kinshasa ebnete Gott ihm nicht. Stattdessen einigten sich die Präsidenten des Kongo und Ruandas, Joseph Kabila und Paul Kagamé, auf seine Kosten. Um die Kontrolle über den Nordosten seines Landes zurückzugewinnen, bot Kabila der ruandischen Regierung im De­zember an, gemeinsam gegen die FDLR vorzugehen. Die Offensive hat begonnen, Anfang vergangener Woche rückten rund 5 000 ruandische Soldaten in den Kongo ein. Nkundas Truppe ist nunmehr für Ruanda nicht mehr von Nutzen, überdies bestärkten ihn seine militärischen Erfolge offenbar in einem Größenwahn, der auch der US-Regierung Sorgen bereitete. Sie drängten Kagamé zu einem Deal mit den Kongolesen.