LeserInnenworld

Jungle World, 48/08: Was lange währt
Überall Antisemiten
Der Autor suggeriert, ohne Zinsen gebe es keine Kredite. Kredite sind aber keineswegs immer »gegen Zinsen« verliehenes Geld. In freiwirtschaftlichen Systemen etwa vergibt man Kredite, um das Zahlen der Gebühr zur Geldumlaufsicherung zu vermeiden. Der Artikel stellt die Lage so dar, als sei die ganze Freiwirtschaftsbewegung von Antisemitismus verseucht. Diesen Eindruck zu erwecken, kommt einer Ohrfeige für alle pragmatisch denkenden, an alternativen Wirtschaftstheorien zum Marktfundamentalismus interessierten Menschen gleich. Antisemiten gibt es unter Kapitalisten und Marxisten genauso wie unter Freiwirtschaftlern. Jegliche Kritik des Zinssystems aber mit dem Verweis auf das »Stereotyp vom jüdischen Zins­wucherer« als antijüdisch darzustellen, bedeutet eine Gleichsetzung des Judentums mit dem Zinssystem. Das allerdings wäre echter Antisemitismus. Tilman Vogel

Jungle World, 52–1/08: The Dark Side of the Mädchenzimmer
Die Kulturbrille
Ich war erschrocken über den Text »Der Drei-Zentner-Liebesbär«. Dass Homophobie in Jamaika ein prekäres Thema ist, mit dem auch Geld gemacht wird, steht außer Frage. Fragwürdig fand ich eure Berichterstattung. Wenn man Kulturen mit der eigenen »Brille« sieht, wie in diesem Artikel, tut man den Vertretern dieser Kultur zumeist Unrecht. Raus kommt ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. In unserer Gesellschaft ist es möglich, verschiedene Lebenswege einzuschlagen, da die Abhängigkeiten ganz anders sind. In Jamaika kennt man sich, die Familie hat einen ganz anderen Stellenwert und ist der (ökonomische) Überlebensgarant. Das Jamaikanische als guttural, schnell und unverständlich zu bezeichnen, ist auch nicht gerade wertfrei. Und es gibt Jamaikaner, die Songs mit homophobem Inhalt verurteilen. Traurig ist es, Dancehall auf dieses Thema zu reduzieren. Sesco

Jungle World, 3/09: Wer ist unabhängiger?
Anderes gewohnt
Ich habe mit Erstaunen den Artikel gelesen. Kein Chauvinismus, keine Erfindungen, keine Diffamierungen – Respekt, normalerweise ist man ja anderes gewohnt. Aber mangelnde Informationen sind nach wie vor zu erkennen: Selbst die serbische Politikerin Rada Trajkovic macht serbische Extremisten für die Anschläge verantwortlich. FJ