Unten im Keller

Bei all den neuen Bandnamen, die man in immer schnellerem Rhythmus vorgesetzt bekommt und wieder vergessen darf, gerät man schon mal durcheinander. Crystal Stilts, gab’s die nicht auch schon mal? Ach ja, das waren ja die Crystal Castles, von denen vor kurzem 15 Minuten lang die Rede war. Doch hier haben wir es eben mit den Crystal Stilts zu tun, die aus Brooklyn kommen, so wie seit einiger Zeit wieder jede zweite Band, die noch für ein klein wenig Aufregung sorgt. Und auch die Crystal Stilts sind ein echter Aufreger, sie sind sogar sensationell gut. Beim Zitieren und Wiederkäuen wurden von ihnen Quellen ausgemacht, die so schon lange niemand neu zum Sprudeln gebracht hat. Afrobeat, Krautrock, all das hatten wir zuletzt zur Genüge im Zitat, die Crystal Stilts jedoch klingen eindeutig wie Velvet Underground im Keller und vor allem nach den düstersten Auswüchsen des so genannten Neuseelandpops, der Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger geradezu angesagt war. Die Band aus Brooklyn also gibt uns den guten alten Schrammelpop zurück, düster, morbide, sado-masochistisch, schwarzledrig und psychedelisch. Die Platte klingt fast schon so, als hätte es The Jesus & Mary Chain oder The Gun Club nur gegeben, um uns auf dieses überraschende Album vorzubereiten, mit dem niemand rechnen konnte. Und würde Andy Warhol noch leben, so viel ist sicher, würde er diese Band in seine Factory holen und nicht die vom ­ollen Lou Reed.

Crystal Stilts: Alight of Night (Slumberland)