Alkoholeinnahme

»In einem Schlafzimmer« nahm das dänische Duo vor drei Jahren eine Platte auf, und zwar, wohlweislich und mit dem Vorsatz der Beteiligten, »immer in der Nacht im Schimmer der Stearinkerzen und unter der Einnahme von Alkohol«. So kam eine Musik zustande, die man nicht unbedingt als lebensbejahend bezeichnen kann. 2008 zogen Alcoholic Faith Mission nach Brooklyn. »Hier sperrten sie sich«, mittler­weile zu einem kleinen Kollektiv angewachsen, »ein halbes Jahr in einem umgebauten Dachboden einer Fabrik ein«, um ihr zweites Album zu produzieren. Es ist davon auszugehen, dass die bärtigen Gesellen überzeugte Melancholiker sind. Auf ihrem Album erklingt ein gleichermaßen von Wehmut wie von Lebensüberdruss gekennzeichnetes, sprödes Lo-Fi-Gerumpel, meist versetzt mit dosiertem Pathos. So geht es auch um die Endlichkeit und Vergeblichkeit allen eitlen Geraffels und Geruckels in der Welt und die Segnungen des Drogenkonsums. Eine krude Mischung aus neoromantisch-hippieskem Elektro-Folk und weltvergessenem, kontemplativem Shoegazer-Pop, falls es derlei gibt. Die akustische Gitarre klingklangelt karg und repetitiv vor sich hin, Pianotupfer, Stimmen, die elfenhaft wispern oder stets kurz vor dem Ersterben sind. Und überlagert wird das von sphärischem Gedengel oder Geräusch. Eine ausgezeichnete Musik für Menschen, denen der Frühling schon jetzt wieder zu lebhaft und zu aufdringlich daherkommt. Im Mai und Juni tourt die Band durch Deutschland, um eventuell aufkommende Euphorie zu lähmen und endlich dort Besinnlichkeit und Ratlosigkeit einkehren zu lassen, wo zuvor noch sinnlose Zuversicht waltete.

Alcoholic Faith Mission: 421 Wythe Avenue (Pony Rec)