Blowing in the web

Auch wenn man es vor lauter Studi- und SchülerVZ-Klonen, Dating-Seiten und Club-Foren nicht für möglich hält: Der durchschnittliche Internet-User wird immer älter. Was auch dar­an liegt, dass es mittlerweile in jeder Kleinstadt spezielle Web-Kurse für Senioren gibt, denn das WWW ist schließlich für Leute, die geistig noch fit, aber vielleicht nicht mehr ganz so mobil sind, ein idealer Ort, sich die Zeit zu vertreiben. Und deswegen hat auch niemand etwas dagegen, das Internet mit Oma und Opa zu teilen, im Gegenteil, selbst Teenies, die grundsätzlich alles peinlich und fies finden, was mit Verwandtschaft zu tun hat, finden es cool, wenn die Großeltern es schaffen, Mails zu verschicken.
Ein bisschen anders sieht es aus, wenn die eigenen Eltern aktive Web-Surfer sind und sich an Orten herumtreiben, an denen man Mama und Papa eigentlich lieber nicht sehen möchte. Oder an denen man von den Eltern lieber nicht gesehen werden möchte.
Wie schrecklich es sein kann, wenn die ehemaligen oder noch aktiven Erziehungsberechtigten plötzlich dort auftauchen, wo man bislang der Welt Details aus dem eigenen Leben berichtete, von denen man eigentlich lieber nicht möchte, dass sie Thema beim nächsten Besuch zu Hause sind, zeigt die Seite »My parents joined Facebook« (http://myparents­joined­facebook.com/), auf der Betroffene peinliche mütterliche oder väterliche Einträge ver­ewigen können. Nicht nur, weil die Gefahr besteht, dass Mama Familienfotos postet. Oder die Statusänderung der Tochter von »in a relationship« zu »single« umgehend kommentiert mit einem »Oh, schade, wir mochten Westin doch so gern«. Sondern auch, weil elterliche Kommentare auf Schilderungen wie »I blew one hard last night« niemals schön sind, wie das Beispiel von Michael zeigt, dem postwendend geantwortet wurde: »What does that mean, Michael? MOM«.