»Es ist nicht die Waffe an sich«

Wer auf der Autobahn durch den Thüringer Wald fährt, kommt an einem Schild vorbei, das auf eine Sehenswürdigkeit hinweist: auf die »Waffenstadt Suhl«. Warum sich die Stadt mit dem Titel schmückt, erläutert Peter Arfmann, der Leiter des örtlichen Waffenmuseums.

Warum trägt Suhl den Titel »Waffenstadt«?

Seit 1490 werden in Suhl Handfeuerwaffen für die Jagd, den Sport und für militärische Zwecke gefertigt. Suhl ist somit die älteste Waffenstadt auf der Welt. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.

Bereitet ein derartiger Titel nicht auch Schwierigkeiten?

»Waffenstadt Suhl« ist natürlich ein ganz schöner Brocken. Wir haben aber nicht nur das Image der Waffenstadt. Seit Mitte der Neunziger haben wir einen doppelten Titel: »Waffenstadt« und »Stadt des Friedens«. Das geht auf Beschlüsse der Stadtverwaltung zurück, unter anderem wegen der Geschichte der Stadt.

Ich nehme an, es ging um die Zeit des Nationalsozialismus.

Ja, im Zweiten Weltkrieg wurden Waffen für das Militär produziert, auch Zwangsarbeiter wurden eingesetzt. Die höchste Stückzahl an Waffen wurde aber im Dreißigjährigen Krieg gefertigt.

Nach einem Amoklauf wie dem in Winnenden dürfte sich mit dem Titel nicht so gut werben lassen.

Schon nach dem Amoklauf in Erfurt 2002 wurde darüber diskutiert, wie man sich verhalten solle. Aber es ist nicht die Waffe an sich. Die Betätigung des Abzugs ist das Entscheidende. Wir denken jedoch darüber nach, den Slogan abzuändern in »Stadt der Waffenkunst«, denn der Weltruf Suhls stammt von den kunstvoll gefertigten Jagd- und Sportwaffen.

Wie steht es heutzutage um die Waffenproduktion?

Wir haben hier noch zehn selbständige Büchsenmachermeister und eine Firma mit etwa 200 Beschäftigten, die Jagd- und Sportwaffen herstellt.

Wird auch noch für militärische Zwecke produziert?

Nein, militärisch geht gar nichts mehr.