Nicht mit dieser Tochter

Im Vatikan ist man wählerisch. Zwei vom US-Präsidenten Barack Obama vorgeschlagene Botschafter hatte der Heilige Stuhl bereits abgelehnt. Dann wurde Caroline Kennedy nominiert. Die Tochter des 1963 erschossenen Präsidenten John F. Kennedy ist Katholikin, sie hat Jura studiert und ist Buchautorin. Doch sie ist offenbar nicht katholisch genug, da sie sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt und die Stammzellenforschung befürwortet. Am Mittwoch vergangener Woche wies der Vatikan den Vorschlag zurück, Kennedy sei eine »unpassende Wahl«. Eigentlich sollen Botschafter die Interessen des Landes vertreten, das sie entsendet. Doch im Vatikan sieht man das anders, die französische Regierung beispielsweise sucht seit November 2007 nach einem Kandidaten, der dem Papst passt. Der Vatikan hingegen hat kein Problem damit, katholische Botschafter in gottlose und protestantische Gebiete zu schicken. Ein Prälat der apostolischen Nuntiatur in Berlin wollte zu diesem Sachverhalt nur sagen, dass »Verschwiegenheit oberstes Gebot der Diplomatie« sei.
Kennedy wurde zwar von Neil Diamond mit dem Lied »Sweet Caroline« gewürdigt, doch gilt sie auch im US-Establishment als »unpassende Wahl«. Ende 2008 bewarb sie sich für den frei werdenden Sitz Hillary Clintons im Senat. Doch die Zeitung New York Daily News bezweifelte, dass sie den Bundesstaat repräsentieren könne, sie habe während eines 30 Minuten langen Interviews 200 Mal von der Floskel »you know« Gebrauch gemacht. Der Demokrat Gary Ackerman bemängelte ihre geringe politische Erfahrung: »Man kennt ihren Namen, das ist aber auch bei Jennifer Lopez der Fall.« Im Februar zog Kennedy ihre Bewerbung zurück. Der Clan scheint an Einfluss zu verlieren, ihr Onkel, der Senator Edward Kennedy, der unter einem Hirntumor leidet, hat während Obamas Amtseinführung einen Schwächeanfall erlitten. Sollte er sein Amt nicht mehr ausüben können, würde zum ersten Mal seit 50 Jahren kein Kennedy im Senat sitzen.