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Der zukünftige Staatschef Südafrikas werde »ein Präsident, der sich für alle einsetzt«, sein, kündigte Jacob Zuma bereits vergangene Woche an. Er sprach von sich selbst, und nach dem Wahlsieg des African National Congress (ANC) ist nunmehr sicher, dass er den Job bekommen wird. Zuma ist umstritten, ihm werden unter anderem Korruption und Populismus vorgeworfen. Er war wegen Vergewaltigung angeklagt, wurde jedoch freigesprochen. Doch die Mehrheit der Südafrikaner erhofft sich von Zumas Präsidentschaft soziale Verbesserungen.
Bei den Wahlen am Mittwoch der vergangenen Woche errang der ANC 65,9 Prozent der Stimmen und 264 der 400 Parlamentssitze, über drei Prozent mehr als bei den ersten demokratischen Wahlen 1994, als der Spitzenkandidat noch Nelson Mandela war. Das Spitzenergebnis der Jahres 2004, als knapp 70 Prozent den ANC wählten, konnte die Regierungpartei jedoch nicht halten. Für die Democratic Alliance (DA) stimmten 16,66 Prozent der Wähler, der Congress of the People (Cope) erreichte 7,4 Prozent. Viele Gegner des ANC hatten größere Verluste erwartet, zumal mit Cope erstmals ein Zusammenschluss ehemaliger ANC-Anhänger zu den Wahlen antrat. Im September 2008 zwang das National Execu­tive Committe des ANC den Präsidenten Thabo Mbeki zum Rücktritt und machte Zuma den Weg frei. Dessen Gegner, unter ihnen der ehemalige Verteidigungsminister Mosiua Lekota und der ehemalige Premierminister der Provinz Gauteng, Mbhazima Shilowas, gründeten eine neue Partei. Lekota beschwerte sich, dass Südafrika wegen Machtmissbrauchs »in eine Regierung im Stil der Apartheid« zurückfalle. Auch die ehemalige Bürgermeisterin Kapstadts, Helen Zille, die von ANC-Anhängern liebevoll »GodZille« genannt wird, mag Zuma nicht. Ihr Wahlkampfmotto war »Stop Zuma«. In der Provinz Western Cape wird sie zukünftig als Ministerpräsidentin mit absoluter Mehrheit regieren. Zille ist Mitglied der DA, in manchen Stadteilen Kapstadts hat sie über 90 Prozent der Wählerstimmen erhalten.
Zuma versprach, es werde »keine Überraschungen« geben, »jedes Wort« des Wahlprogramms sei gültig. Der Gewerkschaftsverband Cosatu, der Zuma unterstützte, mahnt bereits zu Eile: »Während wir unsere Siege und Freiheiten feiern, müssen wir die dringlichsten Aufgaben anpacken.«