Im Butterbrotheimatland

Wie soll man diese Musik bloß nennen? Walzer-Pop? Jodel-Elektro? Polka-House? Auf der Platte der Wiener Laokoongruppe kommt einiges zusammen: Die Gastmusikerin Eva Jantschitsch, besser bekannt als Gustav, gibt die Jodelkönigin. Allerlei Instrumente aus der Blasmusik werden eingesetzt. Und stets surren, brummen und pochen elektronische Geräte.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Alles, was auf »Walzerkönig« an Volksmusik und Heimatkitsch zu finden ist, wird sorgfältig verhackstückt. Den Wettstreit der Instrumente ­gewinnt stets der Synthesizer, der auf der Platte auch den ersten Ton vorgibt: einen bedrohlich wabernden Bass. Und noch die pathetischste Melodie wird von einem knarzenden Synthie unterwandert. Dieser Methode der ironischen Verfremdung folgen auch die Texte. So rühmt Karl Schwamberger, das einzige Mitglied der Lao­koongruppe, die österreichischen Seen und Wälder, bekennt seine Liebe zu »Berg und Kuh, Wanderschuh«, um dann das nationale Kuschelbedürfnis zu besingen: »Komm und lehn dich an, komm und lehn dich auf gegen die Moderne.« Österreich, das »Butterbrotheimatland«, ist eben einfach schön: »Innere Sicherheit, kein Attentat. Tiefe Zufriedenheit lenkt meinen Staat.« Dabei verfällt der Mann aber nie in den Tonfall des ernsten Polit-Musikanten, sondern trägt selbst die härtesten Verse zu bezaubernden Melodien vor. Das macht »Walzerkönig« zum derzeit treffend­sten und unterhaltsamsten musikalischen Kommentar zu Österreich.

Laokoongruppe: Walzerkönig (Konkord)