Small Talk

»Mit Fußtritten«

Am 1. Mai haben etwa 300 Nazis in Dortmund eine DGB-Demonstration mit Steinen und Holzlatten angegriffen. Die Polizei war schlecht vorbereitet, es gab etliche Verletzte. Eberhard Weber, der Vorsitzende der DGB-Region Östliches Ruhrgebiet, berichtet.

Sie haben die Polizei schon vor dem 1. Mai auf die Gefahr hingewiesen. Wie haben die Behörden reagiert?
Ich las am 30. April auf Internetseiten der Rechten, dass ihr Aufmarsch in Hannover weiterhin verboten war. Ich habe die Polizei gefragt, ob das dazu führen könnte, dass wir gestört würden. Der Staatsschutz hatte aber anscheinend keine Erkenntnisse. Das war ein bemerkenswertes Informationsdefizit.
Die Polizei soll hart gegen diejenigen vorgegangen sein, die sich gegen die Nazis gewehrt haben.
Es gibt einen Videomitschnitt, in dem jemand, der sich gewehrt hat, von einem Polizisten auf dem Boden fixiert wird. Ein hinzukommender Polizist traktiert den Mann dann mit Fußtritten. Wir sind mit der Polizei deswegen in Kontakt, die Vorgänge werden minutiös aufgearbeitet. Wir haben Augenzeugen gebeten, Stellungnahmen und Bilder einzureichen. Die sammeln wir.
Auch in Rotenburg und Itzehoe haben Nazis Gewerkschafter angegriffen. Wie will der DGB in Zukunft mit diesem Problem umgehen?
Michael Sommer, der DGB-Bundesvorsitzende, hat mich konsultiert. Mit Annelie Buntenbach aus dem Bundesvorstand und anderen werde ich in nächster Zeit beraten, wie wir unsere Handlungskompetenz stärken.
Aus Kreisen der Antifa wird seit längerem berichtet, dass ­Nazis in Dortmund zahlreich und gewalttätig auftreten. Können Sie das bestätigen?
Wir beobachten die Situation seit Jahren mit anderen Organisationen im »Arbeitskreis gegen rechts«. Bis vor wenigen Jahren waren wir eher Rufer in der Wüste. Die Kommunalpolitik sagte: »Hängt das Thema nicht so hoch, ihr schädigt den Standort.« Seit einiger Zeit ist diese Argumentation verstummt.