Der grüne »Wums«

Wums, bums? Tock, tock, tock!

Die Grünen wollen ihrem Wahlkampf den Anschein des Kämpferischen geben, jedoch hat man es mit Schleimerei zu tun.

Wie die Grünen unverdrossen ihre Schleimspur ziehen und versuchen, sich im gegenwärtigen Wahlkampf als eine Art romantische Plattform in der FDP zu gebärden, verdient Respekt. Keiner anderen Partei gelingt es so überzeugend, dem Klischee zu entsprechen, das es von ihr gibt. Auch daher gilt noch immer das alte Gesetz: Was die Grünen angeht, bleibt bei Menschen mit einem Rest Würde im Leib der Ekel das alle anderen Regungen beherrschende Gefühl.
»Mit WUMS für ein besseres Europa!« ist derzeit auf den Wahlplakaten zu lesen. »WUMS« steht für: »Wirtschaft und Umwelt, menschlich und sozial«. Die damit zur Schau gestellte Mischung aus mutwilligem Infantilismus und inhaltsfreiem Getöse wird gelungen kombiniert mit dem ebenso bemüht-krampfhaft wie peinlich-verlogen auf vermeintlichen Jugendjargon getrimmten Slo­gan »Europa klar machen«.
Allerdings wird die unfassbar armselige Simulation von so etwas wie Frische oder Widerständigkeit, die mit solchen Sprüchen hergestellt werden soll, auf einem Plakat nahezu perfekt ergänzt von der Gestalt und Physiognomie Bütikofers, eines Narkotikums in Menschengestalt, in dem das, wofür die Grünen stehen, gewissermaßen Fleisch geworden ist und der wie kaum ein anderer dazu geeignet scheint, die Ödnis und bürokratische Elendsverwaltung grüner »Realpolitik« widerzuspiegeln.
Wie elend und heruntergekommen dieser Verein ist, verrät obendrein das Kleingedruckte auf den Plakaten, in dem ganz und gar im Gratisphra­senjargon der Politreklameschwallköpfe von einem »grünen Zukunftspaket« die Rede ist. Doch als argloser Mensch empfindet man bereits Ekel, wenn sich einem Leute, die man aus Gründen des Anstands und der Würde nicht kennt und auch nicht kennen lernen möchte und mit deren Treiben man nichts zu schaffen haben will, schamlos als »Rebecca und Reinhard« oder »Jürgen und Renate« anempfehlen.
Auch auf der Webseite der Grünen wird man mit einem üblen Streber namens »Titus« konfrontiert, der sich als Student vorstellt und einen nicht nur ebenso ungefragt duzt, sondern freilich auch »ganz gespannt auf die Debatten hier« und mächtig stolz auf den »tollen Ausweis« ist, den er als Gast des Parteitags erhalten hat. In kurzen Videoschnipseln freut er sich über die »Blaskapelle«, die »ordentlich Stimmung macht«, oder »den Cem«, der im Hintergrund gerade eine »sehr mitreißende Rede« hält. Bei allem Ekel vor so offensichtlichem liebedienerischen Geschleime und bei allem Erstaunen über die Bereitschaft zu solch freimütigem Zurschaustellen von geistigem Stillstand empfindet man als Betrachter nun auch noch etwas anderes: Mitleid mit der Partei. Wenn solche Milchbubis mit Matsch in der Rübe von den Grünen als lebende Beweise für ihren »Wums« und ihren Zukunftspaketquatsch vorgeführt werden, erhält man einen trefflichen Eindruck von der jungen Klientel dieser Partei, im Vergleich zu der die Spießer und Jungzombies aus den Jugendorganisationen anderer Parteien geradezu wie aufgekratzte Revolutionäre wirken. Es handelt sich um die Leute, die bereits im Kindergarten jeden mit bösen Blicken bedacht haben, der sein Kaugummipapierchen achtlos wegwarf, und die heute, als Erwachsene, ihren Geltungsdrang befriedigen und ihre Pfadfindergesinnung ausleben, indem sie dem Kapitalismus ein grünes Heile-Welt-Hütchen aufsetzen wollen und ein »Moos-Graffito« für das Nonplusultra von Dissidenz halten.
Das Onomatopoetikum »Wums« findet man nicht selten in Comics. Es bezeichnet das Geräusch, das entsteht, wenn einem besonders unsympathischen Gesellen die Fresse poliert wird.