Das Vermächtnis

Allein die Zahlen sind überwältigend. Michael Jackson hat ein Zertifikat darüber erhalten, dass sich »Thriller« ganze 104 Millionen Mal verkauft hat: Weltrekord. Ein ganzes Jahr lang blieb das Album in den Charts, sieben von neun Songs wurden als Single veröffentlicht und landeten alle in den Top Ten. Heute, wo man als Superstar froh ist, die Millionenmarke bei seinen Plattenverkäufen zu kratzen, sind das schier unvorstellbare Zahlen.
»Thriller« ist das Popalbum der Superlative. Der »Moonwalk« beginnt hier seinen Siegeszug um die Welt, das »Thriller«-Video mit den Zombies und Tanzeinlagen auf dem Friedhof wurde für die MTV-Generation das, was »Wetten, dass … ?« für die Generation Golf bedeutete.
Auch in rein musikalischer Hinsicht ist »Thriller« perfekt, vielleicht das schlüssigste Popalbum überhaupt. Die Produktion von Quincy Jones klingt auch heute noch wie nicht von dieser Welt, er nahm das, was man heute »crisp« nennen würde – einen glasklaren und endlos raffinierten Sound –, um Jahre vorweg und bewies schon im Jahr 1982, dass Mainstream eben nicht Mittelmäßigkeit für die Massen bedeuten muss, sondern Avantgarde sein konnte. »Thriller« setzte Maßstäbe, die dann erst wieder im R & B und beim Aufkommen der Superproducer in den Nuller-Jahren einigermaßen erreicht wurden. Timbaland oder The Neptunes vermochten, in ähnlicher Weise wie »Thriller«, MTV-Pop so weit vorne klingen zu lassen wie kein anderer Undergroundhansl mit ach so hehrem künstlerischem Anspruch. »Thriller« markiert nicht weniger als die Geburtsstunde des modernen Pop.

Michael Jackson: Thriller (Sony)