Don’t cry for me, I’m in Argentina

Tagelang war Mark Sanford, der Gouverneur von South Carolina, spurlos verschwunden. Vergeblich fragte man nach seinem Verbleib, bis Sanford am Mittwoch der vergangenen Woche seine öffentliche Beichte ablegte. »Ich habe in Argentinien geweint«, erzählte er, und in South Carolina weinte er gleich weiter. Denn er musste gestehen: »Ich war meiner Frau untreu.« In Buenos Aires habe er die Beziehung zu seiner Geliebten, die als María Belén Chapur identifiziert wurde, beendet.
Viele Amerikaner lieben tränenreiche Bekentnisse dieser Art, oft sind sie geneigt, dem Sünder zu verzeihen und ihn seine Karriere fortsetzen zu lassen. Doch das Publikum erwartet, dass die Affäre als unbeabsichtigter Fehltritt dargestellt wird, als »Entgleisung« (Bill Clinton) oder »Fehlurteil« (John Edwards). Die Ehefrau sollte dem Sünder, der ihr erneut ewige Liebe schwört, dann vergeben. Sanford hingegen nennt seine María eine zu Beginn »liebe, liebe Freundin«, später sei dann »sehr viel mehr« aus der Beziehung geworden, und noch immer gebe es da »etwas Echtes« in seinem Herzen. Von der ewigen Liebe zu seiner Gattin Jenny war nicht die Rede, und sie scheint nicht die Absicht zu haben, ihm zu vergeben. »Ich habe ihm deutlich gesagt, dass er sie nicht sehen darf«, kommentierte sie die Reise nach Buenos Aires, und sie fragt sich wohl, warum Mark fünf Tage für die angebliche Trennung brauchte. Man wird den Eindruck nicht los, dass Sanford immer noch verliebt ist und ihn allein sein Pflichtgefühl zurückgetrieben hat. Der Republikaner gilt als konservativer Idealist, er meinte es wohl ernst, als er Clinton wegen dessen »Entgleisung« damals die »moralische Legitimität« absprach. Er bleibt vorläufig Gouverneur, doch seinen Einzug ins Weiße Haus kann Sanford, der als aussichtsreicher Kandidat betrachtet wurde, nun vergessen. Die Republikaner müssen weiter nach einem Kandidaten suchen, der monogam ist oder sich wenigstens nicht erwischen lässt.