Erbe abgetreten

Schlamm, soweit das Auge blicken kann, ist nicht jedermanns Sache. Aber egal. Mit dem Gewinn des Titels »Weltnaturerbe« für das Wattenmeer fällt Sonnenschein auf die Naturnation Deutschland. So könnte man es ausdrücken, sähe man die Dinge positiv. Denn: »Mit dem Titelverlust für Dresden fällt ein Schatten auf die Kulturnation Deutschland«, meint die Bild-Zeitung.
Das Leben ist ein Geben und Nehmen, da macht die Unesco keine Ausnahme. Zugegeben, sie nimmt gar nicht so häufig. Allein das Schutzgebiet der arabischen Oryx-Antilope im Sultanat Oman erlitt vor zwei Jahren dasselbe Schicksal wie das Dresdner Elbtal. Allerdings wurden dort 90 Prozent der Fläche zum Ölförderungsgebiet. Vermutlich wird man von 90 Prozent aller möglichen Standorte im Elbtal künftig die vierspurige Waldschlösschenbrücke sehen, von der Stadtbewohner behaupten, sie werde den Verkehr in der Innenstadt keineswegs verringern. Warum trotzdem knapp 68 Prozent der Dresdner vor vier Jahren in einem Bürgerentscheid für den Bau der Brücke votierten – man weiß es nicht. Besser, man hätte sie erst gar nicht erst gefragt. Dieser Meinung ist vermutlich auch der Stadtrat, der die Brücke längst nicht mehr bauen will. Sogar das Bundesverfassungsgericht musste sich der Sache annehmen und entschied, man müsse sich an das Ergebnis der Abstimmung halten, wenn man die Leute schon gefragt habe. Umfragen zufolge würde ein Bürgerentscheid heutzutage ein anderes Ergebnis haben. Und 64 Prozent der Bürger seien der Meinung, man solle sich erneut für den Titel bewerben.
Übrigens ist der Artikel »Weltkulturerbe Dresdner Elbtal« bei Wikipedia bereits zum Löschen vorgeschlagen. Dafür gibt es sowohl einen zur »Waldschlösschenbrücke« (obwohl die ja erst gebaut wird) als auch zum »Dresdner Brückenstreit«. »Dresdner Brückendebakel« schrieb dagegen bislang nur Spiegel online.   gs