Weltuntergang

Aber selbstverständlich gibt es Umstände, unter denen es zumindest vorstellbar ist, dass man sich die Reality Soap namens »Giulia Siegel sucht einen Mann« (oder so ähnlich) mit einem gewissen Vergnügen anschauen würde. Der unmittelbar und unabänderlich bevorstehende Weltuntergang wäre so ein Fall. Das entsprechende Szenario würde selbstverständlich mit einer CNN Breaking News beginnen. Die grob aus folgenden Stichworten bestünde: Komet, Erde, Einschlag in 45 Minuten, anschließend alle tot, sorry. In einer Live-Schaltung entschuldigen sich dann russische und amerikanische Wissenschaftler gemeinsam dafür, dass man die Bahn eines riesigen Kometen leider völlig falsch eingeschätzt habe, könne ja mal vorkommen, nur diesmal sei der Irrtum halt ein bisschen folgenschwerer, wirklich doof gelaufen, naja, andererseits: Irgendwann musste das ja mal passieren. 45 Minuten, sorry, nach dem Wissenschaftler-Statement sind es vermutlich nur noch 35 Minuten, sind nicht lang genug, um all das nachzuholen, was man im Leben noch erreichen wollte, also kann man genauso gut auf der Couch sitzenbleiben und ein bisschen fernsehgucken. Und hoffen, dass es bei Pro 7 wenigstens eine mitfühlende Seele gibt, die – scheiß auf die Quoten – das laufende Programm unterbricht und einfach eine Folge von Giulias Männersuche einlegt.
Etwas Geeigneteres, um sich auf den Weltuntergang einzustimmen, dürfte nur schwer zu finden sein. Im Gegenteil, bereits nach rund fünf Minuten voller Siegelscher selbstverliebter Dummheit und viel männlichem Willen, sich für Fernsehruhm und Promi-Sex zum Affen zu machen, kann man der Katastrophe und dem damit verbundenen Ende der Menschheit auch schon vollkommen gefasst – und vielleicht sogar mit einer gewissen Vorfreude – entgegen­sehen.