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Sogar die Schweinegrippe musste als Erklärungsversuch herhalten. Weil ein paar Gefangene wegen des Ausbruchs der Krankheit in Quarantäne saßen und ihre Zellen nicht verlassen durften, sei die Revolte ausgebrochen. Das erwähnte ein Gesundheitsbeauftragter der Justiz im Gespräch mit der New York Times. Rassistische Gründe vermuten dagegen die Gefängnissprecher. »Es sieht ganz danach aus als hätten einige Mitglieder lateinamerikanischer Banden Afro-Amerikaner angegriffen«, sagte einer von ihnen.
Sicher ist, dass rund 1 300 Insassen des Männergefängnisses in Chino, nahe Los Angeles, in die stundenlangen Ausschreitungen am vorigen Wochenende verwickelt waren. Die Gefangenen gingen mit Glasscherben und selbstgebastelten Waffen aufeinander los, rund 250 von ihnen wurden verletzt, 55 mussten wegen Schnitt- und Stichwunden oder Gehirnerschütterungen in Krankenhäusern behandelt werden. Einer der sieben Gefängnistrakte geriet in Brand und ist seither unbewohnbar.
Noch sicherer ist allerdings, dass in dem Gefängnis beinahe dop­pelt so viele Männer untergebracht sind wie ursprünglich vorgesehen, nämlich knapp 6 000. Bei allen Inspektionen in dem Knast in den vergangenen Jahren wurden große Mängel festgestellt. Er sei neben der Überfüllung auch bekannt für seine schlechte Führung und Sicherheitsmängel. Und sogar für seine Riots. Erst im Mai hatte es zuletzt einen Aufstand gegeben, angeblich den übelsten seit dem Jahr 2006. Das wiederum veranlass­te den Gefängnissprecher zu der Annahme, aus jener Zeit könnten noch Rechnungen zwischen den Insassen offen gewesen sein.
Ereignisse dieser Art häufen sich in kalifornischen Gefängnissen. Ein Gericht des Staates ordnete kürzlich bereits an, den Plan in die Tat umzusetzen, die Gesamtzahl der Gefangenen – der­zeit 150 000 – wie vorgesehen um 40 000 zu verringern. Frag­lich ist allerdings, ob das Wohl der Insassen bei der Anordnung entscheidend war. Es gehört nämlich auch zu Arnold Schwarzeneggers kürzlich verkündetem, ehrgeizigem Sparplan, die Zahl der Gefangenen, die ja schließlich auf Kosten Kaliforniens leben, zu reduzieren.