Allahs Logistiker

»Wir wollten Ziele auswählen, wo haupt­sächlich US-Soldaten sind«, gestand Fritz Gelowicz bereitwillig im Gerichtssaal des Düsseldorfer Oberlandesgerichts. Der 28jährige mutmaßliche Anführer der islamistischen »Sauerland-Gruppe« und seine drei Kameraden wa­ren am 4. September 2007 beim Kochen einer Testladung Sprengstoff in einer Ferienwohnung im Sauerland festgenommen worden.
Fritz, der sich heute »Abdullah« nennt, zeigte bei den Schilderungen des geplanten Tathergangs keine Gefühlsregungen. Man habe »nicht zwei oder drei, sondern viele« US-Soldaten töten wollen. Von der »Islamistischen Dschihad-Union« hätten er und seine Mitverschwörer den Auftrag be­kommen, Europa zu terrorisieren, um einen Abzug der Truppen aus Afghanistan zu erzwingen. Wie das genau anzustellen sei, war den deutschen Jihadisten ihm zufolge selbst überlassen.
Angesichts der Bereitschaft zu so einer Tat warf Spiegel online einen Blick in die Jugend des Angeklagten. Gelowicz wuchs als Kind einer Mittelschichtsfamilie in der süddeutschen Provinz auf. Die Trennung seiner Eltern belastete ihn nach eigenen Aussagen »geistig und körperlich so stark«, dass er sich nach Neuem umsah. Bei einer befreundeten islamischen Großfamilie meinte er, die erhoffte Autorität zu finden, und konvertierte im Alter von 16 Jahren zum Islam. Danach verkehrte er nur noch in religiösen Kreisen. Seine Eltern gaben an, überrascht gewesen zu sein, als »der Fritzl« sich beschneiden ließ. Seine Lehrer erinnern sich daran, dass er »rebellisch« war und ein »Anführertyp«, der gern provo­ziert habe. Dass Gelowicz nicht immer eine religiöse Rechtfertigung benötigte, um Aggressionen auszuleben, zeigt ein Fall aus dem Jahr 2001. Da raste er ohne ersichtlichen Grund mit einem Auto auf einen Passanten zu, beschimpfte ihn und schlug ihn nie­der. In aller Ruhe wartete er anschließend auf die Polizei und beschuldigte das Opfer, ihn angegriffen zu haben. Auch vor Ge­richt blieb der 28jährige gefasst und sagte, sein Scheitern sei Gottes Wille. Und Reue daher nicht nötig.