»Das Phantom eines Mannes«

Der in Berlin lebende Israeli Ron Segal möchte 1 183 Menschen dazu bewegen, den Berlin-Marathon im Namen von Gilad Shalit zu absolvieren. Der israelische Soldat Shalit wurde 2003 von der Hamas in den Gaza-Streifen verschleppt, am Tag des Marathons wird er 1 183 Tage in Geiselhaft sein. Segal wird von der Jüdischen Gemeinde, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der israelischen Botschaft in Berlin und dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg unterstützt, der eine Städtepartnerschaft mit Shalits Geburtsort Nahariya unterhält. Segal spricht über sein Vorhaben.

Überfordert ein Marathonlauf nicht die meisten Menschen, die Ihr Anliegen unterstützen?
Der Aufruf richtet sich an Personen, die ohnehin am Marathon teilnehmen und ihren Lauf Gilad Shalit widmen wollen. Es gibt etwa 40 000 registrierte Läufer. Diejenigen, die sich nicht in der Lage sehen, den Marathon zu absolvieren, sind eingeladen, die Sportler anzufeuern. Es wird auch einen Info-Stand am Innsbrucker Platz geben.
Werden Sie selbst am Marathon teilnehmen?
Ja, selbstverständlich. Ich habe bis jetzt einen Halbmarathon in Tel Aviv mitgemacht, dieser wird mein erster vollständiger sein.
Wie präsent ist der Fall von Gilad Shalit derzeit in der israelischen Öffentlichkeit?
Er wird stark diskutiert. Jeder kennt Shalits Namen, jeder kennt seine Geschichte. Es gibt keinen Grund anzunehmen, Shalit lebe nicht mehr. Ich denke, die meisten Israelis würden sich dafür aussprechen, ihn unter allen Umständen heimzubringen.
Was hat Sie zu dem Vorhaben veranlasst?
Als Kind habe ich den Fall von Ron Arad mitbekommen, einem Na­vigator, der seit 1986 im Libanon vermisst wird. Das Phantom eines Mannes, der niemals zurückkehrte, hat mich verfolgt. Außerdem bringt ein Langstreckenlauf dem Sportler ein großes Gefühl von Freiheit. Shalit befindet sich in der gegenteiligen Lage: Er hat keine Freiheit.

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Geändert: 18. August 2009