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Irgendeiner war damals einfach der Schnellste, oder er war übereifrig oder voreilig, hatte besonderes Pech oder Glück. Wir wissen es nicht. Eine Kleine Anfrage des grünen Bundestagsabgeordneten Peter Hettlich nach der statistischen Verteilung von Kriegsdienstverweigerern nach west- und ostdeutschen Bundesländern brachte es an den Tag: Im Jahr 1990 kamen 51 157 der 51 158 deutschen Kriegsdienstverweigerer aus den alten Bundesländern und genau einer aus den neuen.
Sicher steckt hinter dieser Eins eine ganz besonders bizarre Wendegeschichte, die wir hier leider nicht erzählen können, da uns dieser erste Ost-Zivi unbekannt ist. Aber die übrigen Zahlen sind auch nicht uninteressant. Bis 1995 nahm die Zahl der ostdeutschen Verweigerer Jahr für Jahr zu, blieb dann bis 2001 halbwegs stabil und nimmt seitdem kontinuierlich ab. Dass die absolute Zahl abnimmt, ist dabei nicht verwunderlich: »Die Statistik spiegelt auch die abnehmende jugendliche Bevölkerung in den neuen Bundesländern wider. Viele junge Familien zogen und ziehen in die alten Bundesländer. Daher leben viele der potenziellen Wehrdienstleistenden oder Kriegsdienstverweigerer längst in West- und Süddeutschland und nicht mehr im Osten«, sagte der Abgeordnete Hettlich der Jungle World.
Doch die Zahl der ostdeutschen Kriegsdienstverweigerer nimmt nicht nur absolut, sondern seit 2005 auch relativ, im Vergleich zum Westen, ab. Mit Stand 30. Juni kamen in diesem Jahr bisher 85,4 Prozent der anerkannten Kriegsdienstverweigerer aus dem Westen und nur 14,6 Prozent aus dem Osten. Belegt oder widerlegt diese Zahl die These, derzufolge perspektivlose Ossis als Kanonenfutter verheizt werden (Jungle World 31/09)? Hettlich meint: »Ostdeutsche Jugendliche lassen sich anscheinend immer häufiger auf einen Dienst an der Waffe ein. Viele von ihnen sehen auch kaum andere Perspektiven nach Schule oder Berufsausbildung und wollen Zeit überbrücken.« Allerdings könnten sie das auch als Zivildienstleistende. Die Prozentzahl jener Freiwilligen bei der Bundeswehr, die aus dem Osten kommen, nimmt – gegenläufig zu der der Verweigerer – jedenfalls prozentual weiter zu.