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Die Geschäftsführerinnen sind außer Haus. Das kennen wir schon, denn sie haben wie alle anderen Topmanagerinnen wichtige Termine mit anderen Topmanagern und Unternehmensberatern überall in der Republik. Täglich sind wichtige Dinge zu klären und Ent­scheidungen zu treffen: Wie verschlankt man die Redaktion, wie stärkt man den Standort Bergmannstraße, wie optimiert man die Produktionsprozesse, wie vergrößert man das Verlagsimperium, und wann ist es reif für den Börsengang? Manchmal erfahren auch wir Redakteurinnen und Redakteure ein wenig über die aufregenden Pläne der beiden, aber darüber dürfen wir dann nicht ein Sterbenswörtchen verraten.
Wie herkömmliche Belegschaften sind wir schon zufrieden, wenn uns die Geschäftsführerinnen etwas mit­bringen. Im Gegensatz zu anderen Topmanagerinnen besorgen sie nämlich netterweise regelmäßig Kaffee, Espresso, Tee, Milch, Zucker, Putzmittel und alles andere, was in einem ordentlichen Redaktionshaushalt nicht fehlen darf. Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn wir haben einen richtigen Neuzugang zu vermelden: eine Mikrowelle! Heimlich und hinter dem Rücken der Redaktion wurde das hübsche weiße Gerät hergeholt und auf dem Kühlschrank platziert. Gerüchten zufolge entstammt es dem aufgelösten Haushalt einer Freundin des Hauses, der wir an dieser Stelle sehr herzlich danken! Du kannst dir sicher sein, das Gerät ist bei uns in den besten Händen.
Erste behutsame Untersuchungen haben bereits stattgefunden. Manch ein Redakteur oder eine Redakteurin hat sich der Mikrowelle vorsichtig genähert, vor allem jene, die noch nie so etwas zu ihrem Hausstand zählen durften. In Ermangelung einer Gebrauchsanleitung waren wir zu Recherchen genötigt, die ergaben, dass die Mikrowelle unterschiedlich starke Wellen durch die köstlichen Suppen und Aufläufe jagen kann, die wir künftig mit herbringen werden, damit sie von der Umhängetaschentemperatur auf eine angenehme Esstemperatur gebracht werden. Das Gerät kann auch Speisen auftauen, was ebenfalls sehr praktisch ist. Schließlich sind von unserem Gourmet-Test, bei dem wir herausragende Lebensmittelimitate einer Prüfung unterzogen, noch drei tiefgefrorene so genannte Hähn­chenschnitten Cordon Bleu übrig geblieben. Weiterhin kann das Ding grillen – und das tun wir besonders gern. Seit wir vor zwei Jahren unseren Grillmeister verloren, waren wir in dieser Hinsicht etwas aufgeschmissen. Umso besser, wenn man künftig die Wurst einfach nur in die Mikrowelle stecken und auf das lustige »Bing« warten muss, das ertönt, wenn die Speise fertig zubereitet ist.