LeserInnenworld

Jungle World 32/09: »Ehre, Blut und Pulverdampf«
Dimitroff trapst
Ich lese Artikel von Rainer Trampert immer wieder gerne und mit Gewinn, auch diesen. Dennoch: Er ist Unfug, weil er im wesentlichen Punkt Unfug ist. Nämlich im Gerede von der »Nähe des marktwirtschaftlichen Denkens zum Faschismus«. Trampert: »Auch das Marktprinzip legalisiert die Ausmerzung des mit Schwäche Gebrandmarkten.« Dimitroff, ick hör dir trapsen! Der Faschismus in Form des deutschen Nationalsozialismus hat vor allem die Juden ausgemerzt. Und nicht, weil sie schwach waren, sondern weil sie als weltverschwörerische Bedrohung dargestellt wurden. Innerhalb der arischen Volksgemeinschaft hat sich der NS weniger wettbewerbsorientiert gezeigt und sogar wesentliche Teile des Sozialstaats mit aufgebaut. Im marktwirtschaftlichen Denken hingegen ist, gerade heute im Zeitalter der Globalisierung, für die Volksgemeinschaft kein Platz. Stefan Findlung

Jungle World 33/09: »All inclusive auf Deutsch«
Begrifflichkeiten, ganz genau
Erstens ist es sinnlos, auf einer konkreten Begrifflichkeit der Übersetzung rumzureiten, die sowieso nur für Fachleute und Sozialwissenschaftler interessant ist. Klar ist das Konzept der Inklusion umfassend. Bedeutet jedoch nichts anderes als Einbeziehung. Zweitens führt auch Integration zur Einbeziehung, die ja zurzeit nicht gesellschaftliche Realität ist. Also ist die Kritik an diesem Begriff eine rein ideologische, welche an der Realität vorbeiargumentiert. Drittens ist es ja löblich, systemtheoretische Begriffe einzuführen, aber auch hier wurden zwei entscheidende Punkte nicht beachtet: a) Inklusion ist hier ein Konzept, welches Gesellschaft per se ist. Indem an der Kommunikation teilgenommen wird, ist die Kommunikation inklusiv, also einbeziehend. Auch ein Bettler nimmt an der Geldkommunikation teil, ob die Art und Weise nun schön ist oder nicht. Exkludiert sind nur Menschen, welche an keinem Funktionssystem beteiligt (inkludiert) sind. b) Man kann die systemtheoretische Begrifflichkeit nicht für ideologische Argumentationen missbrauchen, wie es der Autor tut (»Konzept, das keine Normen und Hier­archien akzeptiert«).
Das Konzept lässt sich weder personalisieren (es tut nichts), noch werden Normen und Hierarchien nicht akzeptiert. Das Konzept der Funktionssysteme ist gleichberechtigt. Jede einzelne Kommunikation kann von jedem Funktionssystem als zugehörig zugeschrieben werden. Jedoch gibt es natürlich, alles andere ginge an der Realität vorbei, Hierarchien und Normen. Natürlich gibt es bspw. Arme und Reiche, was eine klare Hierarchie innerhalb des Wirtschaftssystems ist. Dieselben Personen können aber im Erziehungssystem (oder jedem beliebigen anderen) eine umgekehrte Hierarchie bilden, was wieder für die Unabhängigkeit der einzelnen Systeme und den Ausschluss einer subjektorientierten Argumentation spricht. Wolfram Häfer