The harder they Qom

Eigentlich ist Qom bekannt als Zentrum schiitischer Gelehrsamkeit, die iranische Stadt beherbergt etwa 50 000 Studenten theologischer Hochschulen. Nicht zuletzt deshalb gilt Qom allerdings auch als Zentrum der Prostitution. Zu den Kunden mit Turban gesellen sich vermutlich in wachsender Zahl Offiziere und Wissenschaftler, denn nahe der Stadt liegen auch Einrichtungen des militärisch-industriellen Komplexes, ein Startplatz für Raketen und, wie nun bekannt wurde, eine Urananreicherungsanlage. Bekannt war bislang nur die Uranfabrik in Natanz. Angeblich hat das iranische Regime der internationalen Atomkontrollbehörde IAEA am Montag der vergangenen Woche die Existenz der zweiten Anlage gemeldet, mehr als ein Jahr vor der geplanten Inbetriebnahme und somit rechtzeitig. Die Öffentlichkeit wurde jedoch am Freitag vom US-Präsidenten Barack Obama unterrichtet, dem sein französischer Amtskollege Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister Gordon Brown sekundierten. Mahmoud Ahmadinejad, der während eines Interviews von der Enthüllung erfuhr, war sichtlich verärgert. Am Montag ließen die »Revolutionswächter« demonstrativ Kurz- und Mittelstreckenraketen starten.
Informationen über die geheime Anlage hatten westliche Geheimdienste offenbar seit Jahren, doch fehlte es lange an Beweisen. Einerseits scheint es nun so, als könne das iranische Regime den Bau von Atomanlagen doch nicht geheimhalten. Andererseits ist die Anreicherung nur ein Teil des Produktionsprozesses. Da eine Abzweigung des benötigten Uranhexafluorids aus der angemeldeten Anlage in Isfahan bemerkt würde, vermuten manche Experten, es müsse weitere Anlagen oder zumindest entsprechende Planungen für einen kompletten geheimen Produktionszyklus geben. Die russische Regierung hat nun angedeutet, sie könnte Sanktionen eventuell doch zustimmen. Auch China habe »erstmals Elemente unseres harten Vorgehens unterstützt«, sagte Kurt Campbell, Staatssekretär im US-Außeministerium.   js