Ringt nieder!

Der letzte linke Student glaubt nicht an die Liebe. Denn: die Liebe ist ein Gefühl. Gefühle aber sind diffus. Schlimmer noch: sie sind irrational. Und das Irrationale: ist gegen die Aufklärung. Heißt: wer liebt, ist Novalis. Wer aber nicht liebt: ist Goethe. Und Novalis: ist reaktionär. Goethe hingegen: ist Sozialist. Jedenfalls: Fast. Goethe hatte leider das Pech, dass es den Sozialismus noch nicht gab zu seiner Zeit. Hätte Goethe später gelebt: er wäre sogar Kommunist geworden. Das alles weiß der letzte linke Student. Denn: er hat Hacks gelesen. Und: er hat Hacks verstanden. So: wie er auch Adorno verstanden hat, und Lukàcs und Hegel und Brecht und Benn. Der letzte linke Student weiß: Nur Lektüre macht schlau. Lektüre nämlich: ist die Basis für das Denken. Und ohne das Denken: wird es niemals eine Revolution geben. Daher denkt der letzte linke Student auch immer ganz viel.
Nun muss der letzte linke Student jedoch einräumen: manchmal liebt auch er. Ja, manchmal: liebt er sogar ganz heftig. Was heißt: manchmal bricht das Reaktionäre in ihm durch! Was heißt: er muss es in sich selber niederringen. Was wiederum heißt: er braucht den Kampf. Daher schreibt der letzte linke Student in sein besonderes Notizbuch: »Ich wünschte, es wäre Krieg. Dann könnte ich mich stählen. Zwar ist Krieg immer schlecht, weil faschistisch. Doch manchmal gibt es auch gute Kriege. Etwa den der Roten Armee gegen Georgien. Da ist Krieg Befreiung. Und einen solchen Krieg hätte ich gern.« Das schreibt der letzte linke Student. Und er denkt es auch. Und denkt auch darüber nach: wie gut er wohl mit einer Uniform aussähe. Gerade dann: wenn er gestählt wäre. Und auch wir sollten uns stählen und nicht einfach nur sein!