Über die Uno und Waffentransporte im Mittelmeer

Der Krieg kommt per Schiff

Die israelische Marine konnte offenbar einen umfangreichen Waffentransport an die Hizbollah unterbinden. Wollte das nicht die Uno machen?
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In Limassol auf Zypern ist seit 2006 im Rahmen der Uno-Mission Unifil die Bundeswehr stationiert. Von dort aus unternehmen die deutschen Soldaten ihre Kreuzfahrten, bei denen sie sich, wie die Jungle World bei ihrem versuchten Truppenbesuch im Oktober (42/09) feststellen musste, nicht gerne zuschauen lassen. Außer braungebrannten Uniformierten beim Eisessen gibt es dort vermutlich nicht viel zu sehen. Das jedenfalls, was der Job der Bundeswehr wäre, nämlich den Waffenschmuggel an die Hizbollah auf dem Seeweg zu verhindern, das muss die israelische Marine offenbar selber machen.
Über 300 Tonnen Waffen, darunter mehr als 3 000 Raketen, also genung für einen ganzen Krieg, hatte der aus Ägypten kommende deutsche Frachter »Francop« geladen, als ihn die Isra­elis im Mittelmeer vor Zypern stoppten. Die Fracht war nach Angaben der israelischen Regierung schon seit ihrer Verladung im Iran beo­bachtet worden. Vom Zielhafen Lattakia in Syrien aus sollten die Waffen vermutlich auf dem Landweg in den Südlibanon an die Hizbollah geliefert werden.
Schamlos behaupteten in einer Presskonferenz in Teheran der iranische und der syrische Außenminister, das Schiff transportiere gar keine Waffen, sondern »syrische Verbrauchsgüter für den Iran« – obwohl man zu diesem Zeitpunkt im Fernsehen bereits die etwa 40 Container voller Waffen bestaunen konnte. Das ist dreist, aber diese Dreistigkeit ist verständlich, denn der Iran und die Hizbollah wollen Israels Untergang.
Ebenso dreist, aber gar nicht verständlich, ist die Reaktion der Uno: Bereits fünf Mal wurde ­Israel in diesem Jahr vom Südlibanon aus mit Raketen beschossen, aus jener kleinen Zone, kaum größer als Berlin, in der über 12 000 libanesische Soldaten zusammen mit ebenso vielen Soldaten der Uno-Friedenstruppe genau das verhindern sollen. Dazu jetzt der aufgedeckte Waffentransport – und wie reagiert die Unifil? Entschuldigt sie sich für ihr Totalversagen? Nein. Sie beschwert sich, dass Israel Aufklärungsdrohnen über den Südlibanon fliegen ließ und angeblich Abhöreinrichtungen hinter der Grenze platziert habe. Damit habe Israel gegen die Resolution 1 701 verstoßen, kritisierte Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon. Die Uno beklagt, dass Israel jenen Job macht, den die Unifil offenbar nicht zu machen bereit oder in der Lage ist. Die Uno, die gerade Israel wegen des Gaza-Kriegs der Kriegsverbrechen beschuldigt, versagt vollständig dabei, den Feinden Israels Einhalt zu gebieten.
Das Waffenschiff wurde zwar von der israel­ischen Armee abgefangen, bevor es in das Gebiet einfuhr, für das die Bundeswehr verantwortlich ist. Doch dass es von den Deutschen abgefangen worden wäre, ist zu bezweifeln. Denn die deutschen Unifil-Soldaten begnügen sich grundsätzlich damit Schiffe per Funk »abzufragen« und gegebenenfalls an die Hafenbehörde im Libanon zu »melden«.
Was sie sonst noch tun? Allein das Einsatzgruppenversorger-Schiff »Frankfurt am Main« hat in seiner »mit deutschen Süß- und Getränkewaren sowie Pflegemitteln prall gefüllten Kantine« bisher 650 Kilogramm Eis und 2 045 Tafeln Schokolade verbraucht, wie die Bundeswehr mitteilt. Einen Waffel-Schmuggel würden die Leckermäulchen von Limassol gewiss nicht ungestört vorbeiziehen lassen. Ja, stimmt, das ist zynisch.