Der letzte Theoretiker

Claude Lévi-Strauss. Die Zeiten, in denen alle gierig auf Theorie waren, sind vorbei. Heute spricht man wieder von »Philosophie«, und statt um Foucault oder Deleuze geht es um Typen wie Sloterdijk oder Richard David Precht. Mit Claude Lévi-Strauss ist jetzt einer der letzten lebenden Großen der »Theorie«-Ära verstorben, im biblischen Alter von 101 Jahren. Lévi-Strauss wird weit über seine Disziplin, die Ethnologie, hinaus rezipiert. Nicht zuletzt die ganze Jugendkulturforschung wäre ohne seinen Begriff der Bricolage nichts wert. Unter Bricolage versteht man das Überführen bestimmter Dinge in einen neuen Kontext, was zu einer Bedeutungsverschiebung führt. Die Sicherheitsnadel beispielsweise wird im Gesicht des Punks zu etwas Abschreckendem, Schockierendem. Zumindest war das einmal so. Leider ist mit den Jugendkulturen ja nicht mehr viel los. Nach Claude Lévi-Strauss kann man demnächst vielleicht auch seine Theorie der Bricolage begraben.   aha