Über die Jesus GmbH

Wer finanziert die Jesus GmbH?

Es gibt keinen vernünftigen Grund für die weitreichenden Privilegien der Kirchen.

Sie zahlen keine Kirchensteuer? Ich auch nicht. Und trotzdem finanzieren wir beide das sündhaft teure Hobby unserer religiösen Mitmenschen mit – ob wir wollen oder nicht. Aber was will man in einem Kirchenstaat erwarten? Die Trennung von Kirche und Staat, im Jahr 1918 zumindest auf dem Papier vollzogen, ist in Deutschland bis heute eine Vision geblieben: Von CDU bis Stoiber, von »So wahr mir Gott helfe« bis zur weltweit einzigartigen Kirchensteuer, von Tanzverboten am Karfreitag über Kreuze in Klassenzimmern etc. hat diese Trennung bis heute nicht stattgefunden. Und so bleibt auch der Arbeitsmarkt nicht verschont von der Jesus GmbH. Diakonie und Caritas, evangelische Kindergärten, katholische Krankenhäuser – finanziert durch Kirchensteuer? Wer’s glaubt, wird selig. Jahr für Jahr werden Milliardenbeträge, die aus den Steuerkassen in humanitäre Einrichtungen fließen, im Nachhinein mit dem Label »Kirche« versehen, sodass in der Öffentlichkeit der falsche Eindruck entsteht, ohne den vermeintlichen Beitrag der Kirchen würde das soziale Versorgungssystem der Republik zusammenbrechen.
Und dieser faule Zauber funktioniert: Seit 2 000 Jahren wird der christliche Hirtenglaube an einen unsichtbaren Mann im Himmel, die naive Hoffnung auf ein endloses Leben und die Angst vor der Hölle erfolgreich vererbt, werden religionsunmündige Kinder zu gottesfürchtigen und später brav glaubenden und zahlenden Mitgliedern gemacht, sodass ausgerechnet die Kirchen als der größte Arbeitgeber im sozialen Bereich erscheinen. Das erlaubt es ihnen, unter dem Deckmantel des Tendenzschutzes nur Personen zu beschäftigen, die sich wegen mangelnder Alternativen dann unter Umständen mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen wie Dumpinglöhnen, der weitgehenden Abwesenheit von Betriebsräten, Zölibat, Homosexualitäts- und Wiederverheiratungsverbot abfinden müssen.
Der Körperschaftsstatus wird von kirchlicher Seite nicht als »Teil des Staates«, sondern in alter Manier als »parallel zum Staat« gedeutet, und so genießen die religiösen Megakonzerne Privilegien, die keinem anderen Arbeitgeber eingeräumt werden. Die Ausweitung der beruflichen Anforderungen an Pfarrer, Nonnen und Mönche auf andere Mitarbeiter steht im Gegensatz zum allgemeinen Gleichstellungsgesetz und ist ebenso ein Skandal, wie die bisher nicht erfolgte Unterzeichnung der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte seitens des Vatikan.
Halten wir fest: Wo Staat drin ist, sollte auch Staat draufstehen! Für Gemeinsamkeit, Fairness, Mitgefühl, soziales oder ehrenamtliches Engagement ist religiöser Glaube nicht nötig – gelegentlich sogar kontraproduktiv! Jegliche karitative Einrichtung ist auch ohne den Glauben an eine höhere Macht finanzierbar, und so gibt es keinen einzigen vernünftigen Grund, den Kirchen als Arbeitgeber Privilegien oder gar eine Monopolstellung einzuräumen. Wo Menschen beschäftigt werden, müssen Standards gelten – auch in den Kirchen, bei denen Nächstenliebe oft leider nur für Gleichgläubige gilt. Solange herrschende Zustände aber teilweise eher an eine Leibeigenschaft als an ein Beschäftigungsverhältnis erinnern, solange Menschen Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen, weil sie durch ihr Gehirn oder ihre Umwelt vom Gotteswahn befreit wurden, solange säkulare Alternativen erfolgreich existieren, gehört dieser Zustand lautstark kritisiert und schließlich geändert.

Der Autor ist Referent der Giordano-Bruno-Stiftung und war Organisator der atheistischen »Buskampagne«.