Keiner für alle

An der Freien Universität (FU) in Berlin knallen die Sektkorken, weil er geht, und in Hamburg protestieren die Studierenden, weil er kommt. Dieter Lenzen hat den Vertrag mit der Hamburger Universität unterschrieben, der Transferdeal ist abgeschlossen, mit seiner Präsidentschaft soll die Hamburger Universität in die Champions Legaue aufsteigen. In Berlin lässt er einen Campus zurück, auf dem während seiner Amtszeit ein Hotel mit Faculty Club und Lounge, ein Platz für Beachvolleyball und die schicke Bibliothek von Norman Forster entstanden sind. Dafür braucht es ein Millionenbudget, und das fehlt den meisten Universitäten. Die haben leider keinen »Alpha-Präsidenten« wie Lenzen, der mit Vorliebe Maßanzüge trägt, sondern jemanden mit Cordhosen, der sich noch nicht zurechtfindet in der neuen Wissenslandschaft mit ihren Standortfaktoren und Managementansprüchen.
Lenzen gilt als Vordenker eines neuen Typus von Universität, der ganz im Zeichen der »Exzellenz« steht und sich vor allem der Förderung von Eliten verpflichtet fühlt. Und dorthin fließt auch das Geld, die Studierenden der FU haben zumindest nicht von dem Geldsegen profitiert, der mit dem Status einer »Eliteuniversität« verbunden ist. Zu den Exzellenzclustern mit ihren Spitzenforschern haben sie keinen Zugang, dafür benötigt man einen Code, und der ist der Elite vorbehalten. Lenzen ist die ideale Besetzung für den Thron in diesem von Bund und Ländern geschaffenen Forschungsolymp. Lenzen ist der Repräsentant einer neuen Generation von Hochschulmanagern, als Sohn eines Offiziers wurde ihm die Führungsqualität sozusagen in die Wiege gelegt. Seine Entscheidung für ein Studium der Pädagogik sicherte ihm den Aufstieg im universitären Apparat. Männer, die einen Studiengang mit einem überproportional hohen Frauenanteil wählen, erhalten als Entschädigung eigentlich immer einen Chefposten.