Wenn die Gondeln am Schlachtensee Trauer tragen

Katharina Hackers neuer Roman »Alix, Anton und die anderen« porträtiert Leute um die vierzig, die in Berlin und am jugendlichen Lebensstil hängen geblieben sind. Alle Leichtigkeit ist nur Fassade, sukzessive wird eine Familientragödie enthüllt. Ort des Dramas: Berlins Flaniermeile mit Naturkulisse, genauer: ein Wassergrundstück am Schlachtensee. Alix’ kleiner Bruder ist ertrunken, weil die Eltern, gerade im Schlafzimmer mit sich selbst beschäftigt, den Jungen allein und das Zauntürchen offen ließen. Man denke an den Filmklassiker »Wenn die Gondeln Trauer tragen« oder auch Lars von Triers »Antichrist«. Leider wickelt Hacker nicht nur dieses Drama auf, sondern noch andere, sodass man im Tragödien-Rhizom den Überblick verliert.
Bekannt wurde sie 2006 mit dem bei Suhrkamp erschienenen Roman »Die Habenichtse«, dem Porträt einer Generation, die nach 9/11 aus ihrer Boheme-Nische aufgescheucht wird. Nach Streitigkeiten um den neuen Roman hat sich Hacker vom Verlag getrennt. Zwei gleichberechtigt nebeneinander herlaufende Geschichten wollte sie erzählen, gedruckt in zwei gleich großen Spalten. Multitasking für den Leser quasi, aber der Verlag war dagegen und packte die zweite Geschichte in eine Randspalte mit kleinerem Druckbild. So oder so für den Leser eine anstrengende Lektüre.

Katharina Hacker: Alix, Anton und die anderen. Suhrkamp, Frankfurt/M. 2009, 19,80 Euro