Damals war alles schlechter

Es waren finstere Zeiten für Filmfans, diese Zeiten, als es noch kein Internet gab. Insbesondere für Filmfans, die nicht in einer der großen Städte, sondern in der Provinz lebten und sich mühsam Informationen über Regisseure und über Filme abseits des Mainstreams beschaffen mussten. Die dann nicht mal im einzigen Off-Kino im Umkreis von 50 Kilometern laufen würden, weil dessen hippieesker Besitzer auf Splatterfilme, US-Movies und/oder Hongkong-Streifen überhaupt kein bisschen stand. Keine Filmdatenbank imdb.com. Keine online verfügbaren Artikel ausländischer Zeitungen und Fanzines. Keine Trailer bei Youtube, keine Produktionsblogs, keine twitternden Regisseure.
So sah das damals aus, das analoge Leben für einen Filmfan in der Provinz. Eine der wichtigsten Informationsquellen für alle, die das Unglück hatten, nicht mal in leidlicher Nähe zu einer der eigentlich den Alliierten vorbehaltenen militäreigenen Videotheken voller US-Stuff zu wohnen, die manchmal sogar Ausnahmen von ihrer strikten Troops-only-Ausleihpolitik machten, waren die Fernsehberichte über die großen Filmfestivals.
In denen kamen manchmal mit etwas Glück sogar Interviews mit den Filmemachern und Schauspielern vor, von denen man gerüchteweise gehört hatte, deren Werke aufzuführen sich der örtliche Off-Hippie aber so beharrlich weigerte. Manchmal ließ der sich dann jedoch un­ter Verweis auf »war im Fernsehen« umstimmen, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Und heute? Da sitzen die filmbegeisterten Kids aus der Provinz ganz sicher jede Nacht vor dem Fernseher und schauen sich die Übertragungen der Berlinale-Pressekonferenzen an, verfolgen das Hashtag #berlinale bei Twitter oder lesen in der extra gegründeten Facebook-Gruppe mit. Schon cool, das Leben im digitalen Zeitalter.