LeserInnenworld

Jungle World, 52-53/09: »Interview«
Müll in den Mülleimer!
Werte Jungle World, Dass in diesem Land, wie Frau Julia Hummer bedauernd feststellt, heute niemand in Selbstaufgabe sein Leben für eine Überzeugung hingibt, begrüße ich sehr. Zu begreifen, dass es in diesem Land immer dann am furchtbarsten und für die auch immer definierten »Andersartigen« am schlimmsten war, wenn sich die Massen oder Gruppen eben in »emotionaler Politik« übten, dazu reichen 29 Jahre Lebenserfahrung augenscheinlich nicht aus. Ist ja auch nicht unbedingt die Ausnahme bei Leuten, die so schreckliche kreativ unterwegs sind.
Wenn jemand von Waffen schwer beeindruckt ist, eine M-16 gleich als solche erkennt und es erwähnenswert findet, dass im Libanon Panzer herumfahren (von so etwas wie Hizbollah hat man in den drei Wochen dort offenbar nichts gehört oder gesehen), dann mag es so sein. Später erfahren wir, dass Frau Hummer auf das: »Knall sie ab« eines »großartigen« Regisseurs mit einer riesigen Plastikwaffe herumgeballert und dabei den »coolen Moment« erlebt hat. Was soll das, sowohl von der Diktion, als auch von der Aussage her, in der Jungle World?
Man merkt ja durchaus, dass der Interviewer versucht, das Gespräch auf das richtige, zumindest auf ein besseres Gleis zu bekommen. Er erwähnt den Antizionismus und den Antisemitismus, wo sich die tolle Allianz zwischen palästinensischem Terror und RAF so wunderbar traf. Er fragt nach der »Absicht« des Films und stellt die Äußerungen eines Herrn Bleibtreu zur Diskussion.
Wenn daraufhin von der Gesprächspartnerin nur Müll kommt, dann sollte dieser auch dahin, wo er hingehört, in den Mülleimer. Die Jungle World ist dafür zu schade. Christoph Linge