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Ist Leipzig nun das Hamburg, das Köln oder doch bloß das Braunschweig des Ostens? Diese Frage wurde bei uns in den letzten Wochen eifrig diskutiert. Auf die Frage »Was fällt dir spontan zu Leipzig ein?« kamen Antworten wie: »Leipziger Schule«, »florierende Kunst und -Clubszene« und »die schönste Jugendherberge Deutschland mit Ostcharme und roten Teppichen«. Und eine Kollegin ließ sich sogar zu der gewagten Einschätzung hinreißen: »Wenn nicht Berlin, dann Leipzig.«
Die Leipzig-Frage wurde aber auch gleich mehrmals mit »gar nichts« beantwortet, was immerhin noch wohlwollender klingt als: »Völkerschlachtdenkmal, Nazis, angeblich hip« oder: »Ich bin da nicht gerne, ich meide diese Stadt.«
Die Sache mit den Nazis hat dann gleich zu einer Diskussion darüber geführt, ob diese nicht doch viel eher eine Spezialität aus Dresden seien. Überhaupt Dresden, ist das nun eher das München, das Düsseldorf oder das Regensburg des Ostens? Und dann meinte sogar noch jemand, Leipzig sei eh schon wieder durch und Halle sei die kommende Stadt im Osten. Halle? Versteht man da überhaupt jemanden? Sächseln die da nicht alle?
Wir müssen zugeben, dass uns der Osten noch ein wenig fremd ist, eigentlich könnten wir unsere nächste Auslandsausgabe in Mecklenburg-Vorpommern produzieren. In unserer Redaktion gibt es nur einen halben Ossi, bei uns herrscht Westarroganz total, und mit Silly, der Linkspartei und Spreewaldgurken wollen wir aus reiner Überzeugung nichts zu tun haben.
Das soll auch so bleiben. Allerdings macht nicht einmal mehr Harald Schmidt schlechte Witze über Ossis, deswegen dachten auch wir, es könnte an der Zeit sein, sich wenigstens einmal näher mit Leipzig zu beschäftigen, was zugegebenermaßen recht nah liegt, weil wir ja auch gerade wieder auf der Buchmesse mit einem Stand vertreten waren. In dieser Ausgabe wird Leipzig unser Schwerpunktthema sein, damit uns und unseren Lesern zu dieser wahrscheinlich doch ganz interessanten Stadt endlich einmal mehr einfällt als »gar nichts«.