LeserInnenworld

Junge World 9/10: »Der DGB und die ungeliebten Kollegen«

Illegal sind nicht nur die Ausländer

Manche Vorurteile halten sich hartnäckig. Was, bitte schön, ist »rassistisch« daran, wenn illegale Beschäftigung von Deutschen und Nicht-Deutschen aufgeklärt und angeprangert wird und von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit den Profiteuren, nämlich den Unternehmern, empfindliche Strafen aufgebrummt werden?
Kritiker sehen die Zusammenarbeit mit den Zollbehörden oder die polizeilichen Ermittlungen gegen Unternehmer, die von Schwarzarbeit profitieren, als gegen Migranten gerichtet. Vielleicht täten sie es auch gut, die illegalisierten Arbeiter zu fragen, die dank der Ermittlungen der Finanzpolizei einiges wenigstens nachträglich zu ihrem Lohn bekommen, was ihnen von illegal operierenden Sub-Sub-Unternehmern ganz oder teilweise vorenthalten wird. Aber wer unter illegaler Beschäftigung nur die Beschäftigung von Ausländern versteht, der oder die muss sich selbst fragen, ob er oder sie nicht rassis­tische Vorurteile pflegt. Auch im linken, autonomen Milieu galt die Erkenntnis, dass die Grenzen nicht zwischen den Völkern verlaufen, sondern zwischen oben und unten. Oder glaubt die Jungle World an den Leitspruch der Kanzlerin, wonach schlechte Arbeit immer noch besser als gar keine ist?

Michael Knoche-Gattringer, Redakteur der IG BAU-Mitgliederzeitschrift Grundstein