Alles Dealer

Eric Zemmour ist vermutlich der beim französischen Publikum bekannteste Journalist. Allmorgendlich spricht er als Kommentator beim RTL-Frühstücksfernsehen, an jedem Samstagabend tritt er in der Talkshow von Laurent Ruquier im zweiten Fernsehkanal auf. Bei der konservativen Tageszeitung Le Figaro bezieht er ein Monatsgehalt von 9 700 Euro, auch wenn die Redaktion sich darüber beklagt, dass er wenig dafür tue. Sein letzter Artikel dort erschien vor bald einem Jahr. Nur in der Wochenendbeilage, dem Figaro-Magazine, veröffentlicht er jeden Samstag einen Leitartikel von 2 000 Zeichen. Leicht verdientes Geld also. Doch nun hätte er diesen bequemen Broterwerb fast verloren. Fast, weil die Kündigungsdrohung, welche die Redaktion des Figaro über ihn verhängt hatte, am Donnerstag voriger Woche zurückgenommen wurde. Bei der Leitung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt hingegen musste Zemmour Anfang dieser Woche noch vorsprechen. Vorgeworfen wurde ihm dort, den Bogen überspannt zu haben. Als Polemiker.
Am 6. März rechtfertigte Zemmour in einer Talkshow die Tatsache, dass schwarze und arabischstämmige Franzosen »17 Mal« – so ein Mitdiskutant, der vor ihm zu Wort kam – von der Polizei kontrolliert würden: »Das ist völlig normal. Denn der größte Teil der Dealer sind Schwarze und Araber.« Diese offene Rechtfertigung von ethnic profiling veranlasste Antirassismusorganisationen dazu, Strafanzeige gegen ihn zu erstatten. Zu Hilfe kam Zemmour ein als rechter Scharfmacher bekannter Oberstaatsanwalt aus Paris, Philippe Bilger. Auf seinem Blog schrieb er Ende voriger Woche, ja, es stimme – alle Franzosen könnten sich in seinem Gerichtssaal davon überzeugen, dass die meisten Kriminellen Einwandererkinder seien.
Es ist nicht das erste Mal, dass Zemmour fragwürdige Auslassungen in dieser Richtung tätigt. 2008 sagte er, es gebe menschliche »Rassen«, denn sonst sei das Plädoyer der Antirassisten für »Vermischung« (métissage) unnötig. Jüngst vertrat Zemmour noch in einem »Entschuldigungsbrief« an die bürgerlich-liberale Antirassismusvereinigung Licra die Auffassung, Diskriminierungsbekämpfung sei »unnötig und gefährlich«, da sie nur zu »Denunziation« führe und Unternehmensentscheidungen erschwere.