Zurück zur D-Mark!

Euro raus aus Europa!

Die Deutschen würden am liebsten ihre ­D-Mark wieder haben – oder eine deutsche Euro-Zone. Die Kritiker der europäischen Einheitswährung gehen in die Offensive.

Ach ja, die D-Mark! Erinnert sich noch wer? Sie war der Stolz der Deutschen, stabil und unverwüstlich, ein Symbol der guten alten Zeiten. Und heute? Heute zerbröselt der Euro, weil korrupte und faule Südeuropäer auf unsere Kosten leben. So ähnlich jedenfalls denken viele Deutsche. Wäre es da nicht besser, die D-Mark wieder einzuführen?
Tatsächlich wird vor allem in konservativen Blättern viel über den Verbleib in der Eurozone orakelt. »Nach Meinung mancher Staatsrechtler wie Paul Kirchhof könnte direkte Hilfe für Griechenland die deutsche Mitgliedschaft in der Währungsunion in Frage stellen«, stellte etwa Die Welt kürzlich fest. Das Bundesverfassungsgericht könnte »im Extremfall die Euro-Mitgliedschaft der Bundesrepublik für unrechtmäßig erklären«, eine Rückkehr zur D-Mark wäre damit zumindest hypothetisch wieder möglich.
Der Chefredakteur der Börsenzeitung postulierte vor wenigen Wochen den »Anfang vom Ende der Währungsunion« und forderte die Bundesbank schon zum Drucken von D-Mark-Scheinen auf. Wie gut, dass die Deutschen offenbar nur darauf gewartet haben. Immerhin besitzen sie noch rund 14 Milliarden D-Mark in Münzen und in Scheinen, im Sparschwein oder unter der Matratze, gehortet für schlechte Zeiten.
Wenn ein Alleingang nicht klappen sollte, ist man auch bereit, die D-Mark mit den Erfolgreichen zu teilen. »Ich glaube, dass die Währungsunion in einen Nordblock mit starken Ländern und einen Südblock mit schwachen Ländern zerfallen wird«, meint der Tübinger Wirtschaftsprofessor Joachim Starbatty, der bereits vor zwölf Jahren erfolglos gegen die Einführung des Euro klagte.
Zusammen mit anderen ökonomisch starken Staaten wie Österreich und den Niederlanden, die wie Deutschland hohe Exportüberschüsse erzielen, könnte eine deutsche Euro-Zone geschaffen werden. »Ehrenhalber« würde eventuell noch das wirtschaftlich ebenfalls solide Finnland mit aufgenommen. Das wäre eine Eurozone, wie sie sich die Bundesbank schon immer gewünscht hat, zitiert die Financial Times Deutschland den Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer.
Auch in Frankreich ist man solchen Gedanken nicht mehr abgeneigt. Statt einer »Einheitswährung« sollte man eine »gemeinsame Währung« nur für den Außenhandel schaffen. Damit wäre es möglich, D-Mark und Franc gegeneinander auf- und abzuwerten. Jean-Pierre Chevènement fände das gut. Das Maastrichter Europa mit seiner »rigiden Einheitswährung« verleugne die Nationen und sei »auf Sand gebaut«, meint der linksnationalistische ehemalige Minister.
An die Alternative »Gemeinsame Währung – oder Revolution!« glauben auch die Altgaullisten um Nicolas Dupont-Aignan. Frankreich bezahle seine »Zugehörigkeit zur Euro-Mark« mit Entindustrialisierung und Arbeitslosigkeit. Die Integration Europas sei an den Euro-Verträgen gescheitert. Länder wie Griechenland hätten keine Chance, ohne eine Abwertung wieder auf die Beine zu kommen.
Eine Euro-Mark auf der einen und einen Euro-Franc auf der anderen Seite – da wären sie wieder, die guten alten Zeiten. Vorwärts in die Vergangenheit. So stellen sich offenbar viele Deutsche die Zukunft des Euro vor. Selbst wenn die EU dann in Scherben fällt – vielleicht auch gerade deshalb.